Die „New York Times“ berichtet, dass US-Geheimdienste Gespräche abgefangen haben, die den Schluss nahelegen, dass die Ukraine für den Drohnenangriff auf den Kreml in Moskau verantwortlich ist. Der ukrainische Präsident Selenskij hatte das stets bestritten.
Ein wackeliges Video zeigt den Vorfall Anfang Mai. Eine Drohne steuert in niedriger Flughöhe auf den Kreml zu - und explodiert in der Luft. Mutmaßlich abgefangen durch russische Sicherheitskräfte. Russland machte die Ukraine dafür verantwortlich. Doch es gab auch viele Stimmen aus den Reihen der Militärexperten, die eine russische „False-Flag"-Aktion vermuteten, dass Russland den Drohnenangriff auf den Kreml also nur inszeniert hätte, um neue Argumente für den Krieg in der Ukraine zu schaffen, der in Russland weiterhin nur „spezielle Militäroperation“ genannt werden darf.
Doch nun gibt es auch in den USA Stimmen, die die Ukraine verdächtigen, für den Angriff auf den russischen Amtssitz des Präsidenten verantwortlich zu sein. Wie die „New York Times" berichtet, soll der Drohnenangriff wahrscheinlich von ukrainischen Spionen oder dem militärischen Geheimdienst inszeniert worden sein, was die Ukraine erneut zurückweist.
Gespräche abgefangen
Die US-Zeitung berichtet, dass der Angriff Teil einer Reihe von verdeckten Operationen zu sein scheint, die den Vereinigten Staaten - dem größten Lieferanten der Ukraine für militärische Ausrüstung - Unbehagen bereitet haben. Die Einschätzung der USA stützte sich auf abgefangene russische und ukrainische Nachrichten.
Die USA haben demnach ukrainische Gespräche abgefangen, in denen Beamte sagten, sie glaubten, ihr Land sei für den Angriff verantwortlich. Abgefangene russische Gespräche deuteten außerdem darauf hin, dass es sich nicht um eine „False-Flag"-Operation seitens Russlands handelte.
"Wir haben sofort gesagt, dass das Kiewer Regime dahinter steckt", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Reportern, als er am Donnerstag nach dem „New-York-Times"-Bericht gefragt wurde.
"Letztendlich macht es keinen großen Unterschied, welche der Einheiten des Kiewer Regimes dahinter steckt. Das Kiewer Regime steckte dahinter, das wissen wir, wir sind uns dessen bewusst, und wir werden davon ausgehen, wie wir weiter vorgehen“, sagte der enge Putin-Vertraute Peskow.
Ukraine habe nichts mit „sinnlosem“ Drohnenangriff zu tun
Der ukrainische Berater des Präsidenten, Mykhailo Podoljak, sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters, die Ukraine habe nichts mit dem "seltsamen und sinnlosen" Drohnenangriff auf den Kreml zu tun und spielte die Ergebnisse zweier US-Medienberichte herunter.
Russland versuche, weitere Waffenlieferungen an Kiew zu verhindern, indem es die Ängste des Westens vor einer möglichen Eskalation aufgrund angeblicher ukrainischer Angriffe auf russischem Boden ausnutzt, so Podoljak.
Was weiß Präsident Selenskij?
US-Beamte sagten hingegen, sie glaubten nicht, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij alle verdeckten Operationen absegne, so die Zeitung. Es sei unklar, inwieweit er von solchen Operationen im Voraus Kenntnis habe.
Russland beschuldigte die Ukraine, bei dem Anschlag versucht zu haben, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu töten. Selenskij hatte umgehend jegliche ukrainische Beteiligung dementiert.
Der Kreml hatte außerdem behauptet, die Vereinigten Staaten steckten hinter dem Drohnenangriff. Diesen Vorwurf hatte Washington als „lächerlich" zurückgewiesen.
(Reuters/Red.)