Hermann Nitschs Orgien Mysterien Theater - Pfingstsonntag wieder in Prinzendorf - huldigt noch ganz klassisch Dionysos. Menschen mit Internetzugang steigen zu ihren vedrängten Grausamkeiten heute hinunter ins Darknet.
Am Pfingstsonntag wird auf Schloss Prinzendorf der rote Blutsfaden durch unsere bisherige Kulturgeschichte wieder aufgenommen. Wie die Nornen werden 60 Akteure und 120 Musiker die rituellen Stränge aus westlichen, östlichen, christlichen und archaischen Bräuchen verspinnen. In strenger Form, minutiös nach Hermann Nitschs Partitur seines Sechstagespiels, von der er vor seinem Tod 2022 eine zweite Fassung fertigstellte.
Denn er wusste: Wenn die Form fehlt, dann wird aus Ekstase und Ausschweifung vielleicht eine Orgie, aber keine Kunst. „Die Kunst muss schön sein. Und das heißt, sie ist formal. Ohne Form gibt es keine Kunst. An der Form liegt alles.“ So viel zur „Orgie auf Pfiff“, wie hier einmal ein Bericht aus Prinzendorf übertitelt wurde – nämlich auf Pfiff vom Fußballpfeiferl, das Nitsch bevorzugt verwendete.