Vize-Minister Pjotr Kutscherenko verstarb auf dem Heimflug von Kuba. Offenbar war er ein Kriegsgegner und fürchtete schon länger um seine Sicherheit. In Russlands Elite gab es seit Beginn der Ukraine-Invasion schon einige ungeklärte Todesfälle.
Die Serie an mysteriösen Todesfällen in Russland reißt nicht ab. Diese Woche ist Pjotr Kutscherenko überraschend gestorben. Der 46-jährige Vizeminister für Wissenschaft und Hochschulbildung ist nach Angaben seines Ministeriums auf dem Heimflug von einem Arbeitsbesuch nach Kuba plötzlich erkrankt. Auch eine Notfallversorgung nach einer Zwischenlandung in Mineralnyje Wody im Nordkaukausus konnte ihn nicht mehr retten.
Die Familie des Vizeministers nannte laut CNN eine Herzerkrankung als mögliche Todesursache, wollte aber die Ergebnisse einer Obduktion abwarten. Kremlsprecher Dimitrij Peskow erklärte, er kenne die Todesursache von Kutscherenko nicht.
Nach Angaben des russischen Journalisten und Filmemachers Roman Super hatte Kutscherenko allerdings um seine Sicherheit gefürchtet. Den Krieg in der Ukraine soll er intern als „faschistische Invasion“ bezeichnet haben.
„Brutalisierung des Staats"
Super selbst hatte Russland kurz nach der Invasion in der Ukraine verlassen und kurz zuvor eben mit Kutscherenko Kontakt gehabt. Damals soll ihn der Vizeminister in seinem Entschluss bestärkt haben: „Bring dich und deine Familie in Sicherheit“, soll Kutscherenko gesagt haben. Und: „Du kannst dir das Ausmaß der Brutalisierung dieses Staats nicht vorstellen. In einem Jahr wird man Russland nicht mehr wieder erkennen."
Super behauptete außerdem, dass Kutscherenko als Vizeminister keine Chance sah, selbst das Land zu verlassen. Der Politiker habe aber erzählt, dass er täglich eine Handvoll Beruhigungsmittel nehme: „Aber es hilft nichts. Ich schlafe kaum. Ich fühle mich schrecklich. (…) Aber niemand von uns kann etwas sagen. Sonst werden wir sofort zerdrückt wie Insekten.“
In Russland sind seit Beginn der Ukraine-Invasion Berichten zufolge schon 13 hochrangige Geschäftsleute unter mysteriösen Umständen verstorben. Einige haben offiziell Suizid verübt, andere fielen ungeklärten Unfällen zum Opfer. Drei Beispiele: Der Präsident des Ölriesen Lukoil zum Beispiel stürzte sich aus dem Fenster eines Krankenhauses in den Tod, der russische Abgeordnete Pawel Antow aus dem dritten Stock eines indischen Hotels und ein weiterer Lukoil-Manager starb nach einem angeblichen Besuch bei einem Schamanen.
(ag.)