Wiens Lieblingsdeutscher triumphierte nach der Corona-Zwangspause in der Wiener Stadthalle.
Mit tänzelnden Bewegungen brachte er sich in Positur. Ein aus dem Boden ausklappbares Piano auf einem der eigentlichen Bühne vorgelagerten Oval wurde zu seiner ersten Baustelle. Die Art, wie die Finger auf dem Manual tanzten, hatte etwas Stolperndes. Herbert – Grönemeyer würde kein Fan sagen – gab sich zu Beginn gleich nachdenklich. „Manchmal legt der Tau sich auf mich und dann werde ich leise traurig, weil ich glaube nicht, dass alles so schön ist, wie es ist.“
Das ist das Misstrauen eines Künstlers, der weiß, dass Unsicherheit die einzig verlässliche Größe in so einem Menschenleben ist. Zu wohltemperiertem Geklimper brummelte er vertraulich Sätze wie „Manchmal klingen Worte leer, wir gelingen uns viel zu sehr.“ Was das Gelingen betrifft, ist der gebürtige Göttinger ein Unikum. Sein „Entdecker“, der Theaterregisseur Peter Zadek, sprach ihm alle guten Gaben ab. Dass er gut schauspielern könnte, dass er überhaupt singen könne. Mit dem Lineal vermessen, mag das stimmen. Doch die Popmusik ist ein Terrain, auf dem nicht selten die Besten scheitern und die „Ungelegenen“ triumphieren. Im Pop gilt, dass jegliche technische und handwerkliche Schwächen in den Hintergrund treten, sobald die Persönlichkeit überzeugt. Und das tut sie in diesem Fall.
