Quergeschrieben

Frauenträume vom Mann, der das Geld nach Hause bringt

Offenbar sehnen sich mehr junge Menschen nach einem konservativ anmutenden Familienleben, als die veröffentlichte Meinung uns glauben lässt. Na und?

Für die Anhänger von Frauenquoten dürfte unbefriedigend sein, was die Schweizer Ökonomin Margit Osterloh und die Soziologin Katja Rost in einer groß angelegten Untersuchung zum Thema „Warum sind Frauen in akademischen Spitzenpositionen noch immer unterrepräsentiert?“ herausgefunden und jüngst publiziert haben.

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Befragt wurden fast 10.000 Studentinnen und Studenten an mehreren Universitäten im Großraum Zürich. Das Ergebnis fasste die „Neue Zürcher Zeitung“ so zusammen: „Es sind nicht die Umstände, es sind nicht die Männer, sondern es liegt daran, dass die Frauen selbst keine unbändige Lust auf einen beruflichen Volleinsatz verspüren. Mehr noch: Viele Studentinnen träumen von einem Mann, der das Geld nach Hause bringt und die Familie finanziert.“

Dürfte das schon schlimm genug sein, um im Milieu der hauptamtlichen Frauenversteher, Gleichstellungsbeauftragten und Quotenbefürworter für heftige Schnappatmung zu sorgen, doch kommt es noch böser: „Sich selbst sehen die jungen Frauen in der Rolle als Mutter, die neben ihrem erfolgreichen Gatten Teilzeit arbeitet. Das passt insofern prächtig, als sich ein Gutteil der befragten Studenten ebenfalls ein traditionelles Familienmodell wünscht.“

Autsch – da wurde den jungen Frauen jahrzehntelang von Teilen der Politik, der Medien und der intellektuellen Eliten eingetrichtert, dass bestimmte Lebensformen hoffnungslos rückständig, ja geradezu reaktionär sind – und dann das: „Viele Studentinnen träumen von einem Mann, der das Geld nach Hause bringt und die Familie finanziert.“

Eine ähnliche Umfrage in Österreich ist vor Kurzem zu einem vergleichbaren Befund gekommen. Es ging dabei um die Frage, warum viele Mütter in den ersten Lebensjahren ihres Kindes lieber zu Hause bleiben, als zu arbeiten. Das Ergebnis: Fast 80 Prozent der Mütter mit Kindern unter einem Jahr geben an, freiwillig zu Hause zu bleiben, weil sie das eben so wollen und für eine angemessene Form des Umgangs mit dem Nachwuchs halten. Und nur sieben Prozent finden demgegenüber, „mangelnde oder zu teure Betreuungsangebote“ seien schuld an ihrer Abstinenz vom Arbeitsmarkt.

Nun kann man sich natürlich darüber lustig machen, wie viele Frauen (und übrigens auch Männer) ganz offenbar trotz jahrzehntelanger Umerziehungsbemühungen der Sozialingenieure in Politik und Medien ein starkes Bedürfnis nach Lebensentwürfen haben, die als veraltet, überkommen und reaktionär gelten. Man kann, aber es ist halt reichlich bevormundend, oberlehrerhaft und letztlich arrogant den Frauen gegenüber.

Vielleicht wäre es nicht die schlechteste aller Ideen, damit aufzuhören, den jungen Frauen permanent einzureden, wie benachteiligt sie noch immer sind.

Das ändert nichts daran, dass eine erhebliche Diskrepanz besteht zwischen den Vorstellungen von Frauenpolitikerinnen, den meisten Medienmenschen und anderen Influencern darüber, wie Frauen leben sollen, und den Vorstellungen der betroffenen Frauen selbst. „Dass Frauen bei der Berufswahl und den Ambitionen andere Präferenzen haben als Männer, ist augenfällig.“ Und dass sie als Mütter gern Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich nicht als ,unbezahlte Care-Arbeiterin‘ verstehen, ebenfalls. „Familie macht viele Frauen glücklich“, spottete die „NZZ“-Redakteurin.

Vielleicht wäre es nicht die schlechteste aller Ideen, damit aufzuhören, den jungen Frauen permanent einzureden, wie benachteiligt sie noch immer sind und wie sehr es Aufgabe des Staats ist, mit allen möglichen und unmöglichen Methoden einen quantitativen Gleichstand von Männern und Frauen zu erzwingen, koste es was es wolle.

Vielleicht wäre es auch eine Idee, den Frauen einfach selbst zu überlassen, ob sie es vorziehen, Karriere als Polier am Bau zu machen oder sich einen „Mann, der das Geld nach Hause bringt und die Familie finanziert“ zu angeln. Denn entgegen einer in der Frauenpolitik weitverbreiteten Annahme spricht einiges dafür, dass Frauen diese Entscheidung treffen können, ohne dabei von irgendjemandem betreut zu werden.

E-Mails: debatte@diepresse.com
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