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Programm

Mit der Gegenwart in Dialog treten

Mehr, mehr, mehr!
Mehr, mehr, mehr!(c) Marcel Urlaub
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Programm. Volkstheater-Direktor Kay Voges bringt in der nächsten Saison einen Wien-Schwerpunkt, Ur- und Erstaufführungen, Konzerte und eine interaktive Gameshow.

Unübersehbar prangt das Wort „mehr!“ auf den Plakaten. Es sind jene des Volkstheaters, die nun in Wien verteilt hängen. Und die Bundeshauptstadt an sich und ein Wunsch nach „mehr!“ Aufmerksamkeit stehen gleichermaßen im Zentrum der Saison 2023/24. „Wien bleibt Wien und Wien bleibt nicht Wien ist das Motto für unsere neue Spielzeit“, sagt Volkstheater-Direktor Kay Voges. „Auch das Volkstheater bleibt 2023/24 das Volkstheater – und bleibt es auch nicht. Sicher ist nur, das Volkstheater ist weiterhin in der Suchbewegung danach, wie man mit der Gegenwart in Dialog tritt, ein Haus, das Nuancen feiert und kritisiert, forschend und bewahrend zugleich, geprägt von einer Welt voll Veränderungen.“

Im Mittelpunkt: Wien

Den Anfang des Schwerpunkts macht „Malina“ nach dem Roman von Ingeborg Bachmann in einer Bühnenfassung von Matthias Seier. Inszenieren wird Claudia Bauer, die nach ihrem Erfolg mit „humanistää!“ und ihrer Einladung zum Berliner Theatertreffen ans Volkstheater zurückkehrt.

Ins Wien vor dem Ersten Weltkrieg entführt die Uraufführung von Raphaela Edelbauers gefeierten Epos „Die Inkommensurablen“. Dabei stellt sich Regisseur Nils Voges mit dem Medienkollektiv sputnic erstmals am Volkstheater vor. Schauspielerinnen und Schauspieler präsentieren den Roman als live animierte Graphic Novel.

Wienerisch wird es auch mit „Heit bin e ned munta wuan“. Die „Todescollage“ mit Texten von der Stadt besonders verbundenen Autoren wie H. C. Artmann, Helmut Qualtinger und Gerhard Rühm inszeniert Wolfgang Menardi.

Texte der Wiener Poeten wird Nestroy-Preisträger Samouil Stoyanov mit viel Musik zu einem schaurig-humorvollen Konglomerat verbinden. Anna Bergmann bringt mit ihrer Inszenierung von Ödön von Horváths „Die Unbekannte aus der Seine“ einen viel zu selten gespielten Klassiker der österreichischen Dramatik nach mehr als einem Vierteljahrhundert endlich wieder an eine große Wiener Bühne. Als Gameshow für Österreich beschreibt Hausherr Voges seinen eigenen Beitrag zum Wien-Schwerpunkt: „Du musst dich entscheiden!“. Es handelt sich dabei um die Uraufführung einer von ihm und dem Philosophen Johan Frederik Hartle erdachten interaktiven TV-Persiflage, bei der man laut Voges den „Spagat zwischen Popkultur und Moralphilosophie wagt“.

Auf dem Raumschiff

Neben Uraufführungen fehlen aber auch die großen Namen nicht im Programm: Den Stil der Commedia dell’arte auf heutige Gültigkeit abklopfen wird Antonio Latella mit dem Goldoni-Klassiker „Der Diener zweier Herren“. Erstmals nach Wien kommt Alexander Giesche. Inszenieren wird er als deutschsprachige Erstaufführung „Die Angestellten“ der skandinavischen Ausnahmelyrikerin Olga Ravn. Angekündigt als „Showdown zwischen Mensch und Maschine“ spielt das Stück auf einem Raumschiff. Erstmals wird damit eines von Giesches von der Kritik und Publikum umjubelten Visual Poems in Österreich zu sehen sein.

Shakespeares Rom

25 Jahre ist es her, dass Regie-Altmeister Luk Perceval bei den Salzburger Festspielen sein Shakespeare-Projekt „Schlachten!“ präsentierte, dieses findet in „Rom“ seine Fortsetzung. Perceval verbindet gemeinsam mit der Autorin Julia Jost Shakespeares Römertragödien zu einem neuen Werk.

Ein Wiedersehen gibt es auch mit Rimini Protokoll und zwar in dem Abend „Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)“. In diesem Werk von Stefan Kaegi wird die prekäre geopolitische Lage Taiwans humorvoll und aktuell zugleich zum Thema gemacht.

Im Repertoire bleiben Stücke wie „Die Scham“ nach Annie Ernaux, „humanistää!“ nach Ernst Jandl, das zum 59. Theatertreffen in Berlin eingeladen war und mit drei Nestroy-Preisen 2022 bedacht wurde, und „Szenen einer Ehe“ nach Ingmar Bergman. Wiederaufgenommen werden auch „Faust“ in der Regie von Hausherr Kay Voges, „Heldenplätze“ von Calle Fuhr, „Apokalypse Miau – Eine Weltuntergangskomödie“ von Kristof Magnusson und „Die Cousinen“ von Nava Ebrahimi und Laura N. Junghanns sowie „In den Alpen/Après les Alpes“ von Elfriede Jelinek und Fiston Mwanza Mujla.

Von Edelbauer bis Jelinek

Generell hat man heuer einen besonderen Fokus auf Literatur von Autorinnen gelegt – „teils solche, die bereits zu Ikonen geworden sind, teils solche, die gerade jetzt im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, jedenfalls aber mit starker Sprache und kraftvollen Erzählungen“, so Voges. Neben Arbeiten von Edelbauer, Jost und Jelinek ist das beispielsweise auch Suzie Millers „Prima Facie“ über eine Frau, die sich nach einem sexuellen Übergriff vor Gericht wehrt. Das Stück, das im Londoner West End und am New Yorker Broadway für Furore sorgte, kommt erstmals nach Wien, Laura N. Junghanns inszeniert.
Prägnante, junge Stimmen und ihre Einstellung zu der Stadt, in der sie leben, kommen unter dem Titel „Eine Reise ins Innere von Wien“ ins Volkstheater, das einjährige Schreibprojekt ist von Gerhard Roths gleichnamigem Essay-Klassiker inspiriert. Dabei lässt man junge Autoren und Autorinnen des Studiengangs Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst zu Wort kommen. Fortgesetzt wird auch die Zusammenarbeit mit der Rechercheplattform Dossier. Und auch Tanz und Performance bleiben ein Programmschwerpunkt, beispielsweise in Form einer Wien-Premiere von Doris Uhlich. Das Konzertangebot im Haupthaus wird weitergeführt, hier warten die zweite Ausgabe des Desertshore-Festivals ebenso auf Besucherinnen und Besucher wie Calexico oder Chilly Gonzales.

Unter neuer Leitung steht das Volkstheater in den Bezirken: Diese, Lisa Kerlin, hat den runden Geburtstag dieser Schiene – das Volkstheater in den Bezirken gibt es seit 70 Jahren – „zum Anlass genommen, zu überlegen, was der eigentliche Auftrag ist. Wie 1954 geht es auch heute um die kulturelle Nahversorgung.“ Das Motto der Saison 23/24 im Volkstheater in den Bezirken lautet daher: „70 Jahre Nähe“. Einerseits plant man ein Geburtstagsfest im Volkstheater selbst mit Show-Acts, Unterhaltung und Stimmen aus den vergangenen Jahrzehnten. „Dadurch, dass das Fest im Haupthaus stattfindet, möchten wir Nähe zum Mutterschiff zeigen: Auch wenn wir uns durch die Bezirke bewegen, sind wir Teil des Volkstheaters“, so Kerlin.

Andererseits spielt man bei den Tourneen durch die Bezirke bekannte und beliebte Titel: „Der kleine Prinz“ kommt als Theaterstück, mit dem man „die ganz Jungen nah an ihrem Wohnort abholen möchte“, so Kerlin. Gleichzeitig hat man sich auch „gefragt, was mit jenen ist, die so alt sind, dass sogar der Weg zur Bühne um die Ecke zu beschwerlich ist“. Passend zum Wien-Schwerpunkt sind Ensemblemitglieder des Volkstheaters mit theatralischen Lesungen von Schnitzlers „Lieutenant Gustl“ zu Gast in den Pensionist*innenklubs der Stadt Wien. „Mehr Nähe gibt es nicht, als dass wir direkt hingehen“, so Kerlin.

Tourneen durch die Bezirke

Tourneen durch die Bezirke macht man dieses Mal auch mit „Frankenstein“, der Gruselgeschichte nach Mary Shelley als Live-Hörspiel mit einem Darsteller und zwei Musikern. Sowohl hier als auch bei „Amadeus“ von Peter Shaffer, inszeniert von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, zeige man „mit wenig Mitteln, was unsere Bühnen können“, so Kerlin. „Amadeus“ ist eine Koproduktion mit dem Bronski & Grünberg Theater. Die rasante Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ nach Alfred Hitchcock wird von Mira Stadler in Szene gesetzt, „Elektra“ von Felix Krakau in einer neuen Bühnenfassung gezeigt. In dieser zeitgenössischen Fassung nach Euripides, Hofmannsthal, Sophokles und Richard Strauss wird der alte Mythos auf das Thema Familie konzentriert als Uraufführung gezeigt.

Mit all diesem Programm will er, so Kay Voges, „das Unmögliche im Theater möglich machen“ – und bat am Ende der Programmpräsentation: „Kommt, sagt es allen weiter…“ – auf dass noch „mehr!“ Menschen kennenlernen, was in Medienberichten als „das dynamischste Ensemble Wiens“ beschrieben wurde und als „Theater, das es in dieser Form in Wien sonst nicht gibt“.

Abos und Tickets

Das Programm der neuen Spielzeit ist am einfachsten, bequemsten und günstigsten in einem der diversen aufgelegten Abonnements mit vielen exklusiven Extras zu erleben.

Hierzu berät Sie gern das Personal des Kartenservices unter Tel.: +43 1 52 111-400 und kartenservice@volkstheater.at. Alle Details finden Sie auch auf www.volkstheater.at

Der Einzelkarten-Vorverkauf für alle Haupthaus-Premieren der Spielzeit 23/24 hat bereits begonnen.

„Malina“ – Ingeborg Bachmann

Ingeborg Bachmanns Werk ist Kriminalroman, Liebesgeschichte, Gesellschaftsdrama, Sittenkomödie und Psychothriller in einem. Matthias Seier hat eine Bühnenfassung erstellt, die am 8. September zur Premiere kommt. Regie führt Claudia Bauer, sie kehrt damit nach ihrer mehrfach ausgezeichneten Ernst-Jandl-Inszenierung „humanistää!“ ans Volkstheater zurück. Bachmanns Tod – nur zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Romans – jährt sich 2023 zum 50. Mal.

Mehr Wien!
Mehr Wien!(c) Marcel Urlaub

„Du musst dich entscheiden“

Als erste interaktive TV-Game-Show auf einer Wiener Bühne mit viel Musik und Unterhaltung kündigt Kay Voges „Du musst dich entscheiden!“ an, das vom ihm als Autor und Regisseur gemeinsam mit Johan F. Hartle und dem Ensemble des Hauses konzipiert wurde. Das Publikum stimmt darin ab über die wichtigsten Fragen der Epoche, ob moralischer, politischer oder religiöser Natur. Ob man steht, wo die Mehrheit steht, sieht man, wenn das Licht angeht.

Mehr Show!
Mehr Show!(c) Marcel Urlaub

Volkstheater in den Bezirken

Von „Frankenstein“ bis zu „Der kleine Prinz“: Unter der neuen Leitung von Lisa Kerlin zeigt das Volkstheater in den Bezirken den Familienklassiker nach Antoine de Saint-Exupéry ebenso wie Mary Shelleys Schauergeschichte. Dazu kommen „Amadeus“ von Peter Shaffer in der Regie von Alexander Pschill, „Die 39 Stufen“ von Alfred Hitchcock in der Regie von Mira Stadler mit rasanten Szenenwechseln sowie „Elektra“, adaptiert und inszeniert von Felix Krakau.

Mehr Nähe!
Mehr Nähe!(c) Marcel Urlaub

Konzerte: Das Musikprogramm

Von Oxbow über Paul Weller und Calexico bis zur Wiener Tschuschenkapelle reicht das Konzertprogramm im Volkstheater in der nächsten Saison. The March Violets und The Bellwether Syndicate werden ebenso live in der Roten Bar auftreten wie Die Buben im Pelz und Kid Congo & The Pink Monkey Birds. Christian Morin kuratiert erneut das Desertshore-Festival, No Fear: widmet sich im Weißen Salon der Geschichte des Punk. U. a. Chilly Gonzales spielt auf der Hauptbühne.

Mehr Musik!
Mehr Musik!(c) Marcel Urlaub

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