Wiener Festwochen

"Canti di prigionia" bei den Festwochen: Nachrichten aus der Todeszelle, langweilig inszeniert

Dallapiccolas „Canti di prigionia“, eingepackt in eine elaborierte Theater-Performance: Nicht zum Vorteil der Musik.

Wie diese Abstimmung wohl ausgegangen wäre? Vorsicht, Spoiler: Wer sich die Überraschung nicht verderben will, möge die ersten zwei Absätze dieses Textes überspringen. Nach anderthalb Musiktheaterstunden rund um Luigi Dallapiccolas „Canti di prigionia“ verkündet nämlich der Regisseur und Darsteller Matija Ferlin auf Englisch, es gebe jetzt zwei Möglichkeiten: Man könnte die Aufführung an dieser Stelle enden lassen – oder aber mit Dallapiccolas „Canti di liberazione“ fortfahren. Gesänge der Befreiung als Antwort auf Gesänge aus der Gefangenschaft also.

„Cordu?“, wendet er sich an die Dirigentin Cordula Bürgi, die sich stumm zu ihm umdreht. Das Publikum schweigt abwartend, es war ihm wohl doch etwas zu viel an direkter Demokratie. Ein Blackout löst das Dilemma auf unmissverständliche Weise. Nur ausgewiesenen Fachleuten wäre klar gewesen, dass die „Canti di liberazione“ wesentlich größer besetzt sind und mit den vorhandenen Kräften gar nicht hätten aufgeführt werden können ...

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