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Schulautonomie: Neos krisieren mangelndes Monitoring durch Ministerium

Die Presse
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Mit 30 Schulzusammenschlüssen wurde der Zielwert des 2017 geschnürten Paktes übertroffen. Das Bildungsministerium hat allerdings keinen Überblick, ob die Schulen ihre erlangten Freiheiten ausnutzen.

Nach anfänglicher Zurückhaltung ist bei einem zentralen Punkt des im Sommer 2017 beschlossenen Schulautonomiepakets doch mehr weitergegangen als erwartet: Bis 2022 wurden in Österreich 30 Schulcluster eingerichtet, in denen sich bis zu acht Schulen zusammenschließen und so Ressourcen besser nutzen können. Damit wurde der Zielwert von 28 übererfüllt, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).

Die Idee von Schulclustern ist etwa, dass Lehrer bei Bedarf auch an anderen Schulen des Clusters unterrichten. Gleichzeitig übernehmen Clusterleitungen einen Großteil der Verwaltung. An den einzelnen Schulen gibt es dann statt Direktoren nur mehr Bereichsleiter, die dafür mehr unterrichten. Freigewordene Ressourcen können die Schulen etwa in Verwaltungspersonal investieren. Möglich sind auch "Mischcluster" zwischen Bundesschulen (AHS, BMHS) und Pflichtschulen (vor allem Volksschulen, Neue Mittelschulen).

Neos: „Zentralistische Schulverwaltung ist veraltet“

Mit dem Schulautonomiepaket, dessen Bestimmungen großteils ab 2018 wirksam wurden, sollten Clusterleiter ebenso wie Schulleitungen in bestimmten Bereichen außerdem mehr Rechte bekommen. Seit der Reform können sie selbst flexible Gruppengrößen festlegen, klassen- oder jahrgangsübergreifende bzw. fächerübergreifende Gruppen bilden oder ihren Unterricht nicht mehr in 50-Minuten-Einheiten strukturieren. Wie viele der rund 6.000 österreichischen Schulen diese Möglichkeiten nutzen, kann das Bildungsministerium allerdings nicht beantworten, "zumal es sich ja gerade um einen schulautonomen Gestaltungsspielraum handelt".

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre zeigte sich gegenüber der APA erstaunt über diese Argumentation. Ohne ein Monitoring, etwa durch eine Abfrage nach fünf Jahren, könne das Ministerium schließlich nicht einschätzen, wie an den Schulen gearbeitet und was von den Autonomiemöglichkeiten überhaupt angenommen und umgesetzt werde. "Ziel muss ja sein, den Schulen endlich richtige Autonomie zu geben", verwies sie auf Vorzeigeländer wie Finnland oder Estland. Dort gebe es eine sehr weitreichende Schulautonomie, gleichzeitig werde aber immer wieder überprüft, ob der aktuelle Rahmen von den Schulen auch genutzt wird oder ob es Anpassungen braucht. Künsberg Sarre appelliert an das Ministerium, zu erheben, in welchem Ausmaß autonome Spielräume von den Schulen derzeit genutzt werden und ob diese - wie die NEOS es befürworten würden - noch ausgeweitet werden sollten. Fest stehe jedenfalls: "Eine zentralistische Schulverwaltung mit einem übergroßen Ministerium und hybriden Bildungsdirektionen ist längst veraltet."

(APA)

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