Roman

Darf man die eigenen Kinder be­­lügen?

­Carolina Schutti entschied sich, statt einer Habilitation Literatur zu schreiben.
­Carolina Schutti entschied sich, statt einer Habilitation Literatur zu schreiben.Christine Pichler
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Was Isolation aus einem Menschen machen kann: Davon handelt Carolina Schuttis fesselnder Roman über Lügen und Kindheit.

Darf man die eigenen Kinder be­­lügen? Und wann fängt das Lügen an, zum Problem zu werden? Die in Innsbruck lebende Autorin Carolina Schutti geht diesen brisanten Fragen des Erwachsenwerdens in ihrem Roman „Meeresbrise“ auf den Grund, und das weit über die klassische Christkind-Frage hinaus. Zunächst erscheint die Szenerie in dem hochkonzentrierten Roman wie eine nostalgische Erinnerung an eine einfachere Zeit, in der es weder Handys noch Internet gab. Die Leserinnen und Leser werden in ein österreichisches Dorf in den 1980ern geführt. Eine alleinerziehende Mutter versucht, mit ihren beiden Töchtern, beide im Volksschulalter, über die Runden zu kommen. Wenn sie in der Abstellkammer Telefonsex betreibt, glauben die Mädchen, sie pflücke Sterne.

Schädliche Kekse

Im Supermarkt, predigt sie, gebe es jede Menge schädliche Produkte, vornehmlich die teuren Nudeln und Kekse, und dass andere Kinder die Mädchen meiden, sei nicht so schlimm, denn Freundschaften seien irrelevant – als dann ein Stein ans Fenster fliegt, soll es ein Vogel gewesen sein. In den eigenen vier Wänden lebt die Familie im Märchen, eine schäbige, mit Stoff umwickelte Glühbirne wird zur Prinzessinnenlampe mit rosa Tüll. Doch es lässt sich nicht vermeiden, dass der Kindheitszauber mit der harten Realität einer prekären Existenz kollidiert.

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