Luftfahrt

Teurere Tickets? Was der Einstieg der Lufthansa bei der Ex-Alitalia bedeutet

(c) REUTERS (REMO CASILLI)
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Die AUA-Mutter kauft für 325 Mio. Euro einen Minderheitsanteil der italienischen Fluglinie und plant, das Unternehmen vollständig zu übernehmen. Damit soll vor allem der mitteleuropäische „Lufthansa-Block“ ausgebaut werden.

Wien. Die AUA erhält eine Stiefschwester. Nach monatelangen Verhandlungen gab die deutsche Mutter Lufthansa am Donnerstagabend bekannt, sich für 325 Mio. Euro zu 41 Prozent an der italienischen ITA zu beteiligen („Die Presse“ berichtete). Dabei handelt es sich um die 2020 gegründete Nachfolgegesellschaft der über Jahrzehnte krisengeprägten Alitalia, die nur durch regelmäßige Staatshilfen überleben konnte, weshalb es zwischen der Regierung in Rom und Brüssel auch immer wieder zu Konflikten kam. 2021 wurde der Flugbetrieb bei der Alitalia offiziell eingestellt.

Doch der jetzige Kauf des Minderheitspakets soll nur der Beginn einer Komplettübernahme sein. Das machte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Freitag in einer Telefonkonferenz gegenüber Analysten klar. Er betonte dabei aber auch, dass die deutsche Fluglinie von Italien nicht dazu gezwungen werden könne, und dass der Preis für die ausstehenden Anteile von der künftigen Entwicklung von ITA abhänge. Man habe versucht, die finanziellen Risiken zu minimieren, so der Lufthansa-Chef in Richtung der Aktionäre, die frühere Käufe der Lufthansa – unter anderem auch die Übernahme der AUA – oft kritisch gesehen haben.

Strategische Logik

Doch auch wenn der Einstieg und die mögliche Komplettübernahme von ITA für die Lufthansa ein finanzielles Risiko birgt, hat sie gleichzeitig eine strategische Logik in sich. Und die dürfte auch für die europäischen Flugpassagiere Bedeutung haben. Denn es ist ein weiterer Schritt in der Konsolidierung der Luftfahrtbranche. Zwar gibt es mit der portugiesischen TAP und der skandinavischen SAS noch ein paar kleinere, nationale Fluglinien. Diese kämpfen jedoch ebenfalls seit längerem mit wirtschaftlichen Problemen und gelten mittelfristig als mögliche Übernahmekandidaten.

Der europäische Markt teilt sich daher inzwischen immer stärker auf sechs Unternehmen auf. Auf der einen Seite die nach wie vor kräftig wachsenden Low-Cost-Carrier Ryanair aus Irland, Easyjet aus Großbritannien sowie die ungarische Wizzair. Diese konnten aufgrund ihres Geschäftsmodells vor allem während der wirtschaftlich schwierigen Zeiten in der Coronapandemie zulegen und ihre Marktanteile weiter ausbauen.

Und auf der anderen Seite stehen drei Flugzeug-Konzerne, die aus ehemaligen staatlichen Gesellschaften ihrer Länder hervorgegangen sind: die französisch-holländische Air France-KLM, die International Airlines Group mit British Airways und der spanischen Iberia und die Lufthansa, die neben Österreich auch die Schweiz und Belgien als Heimmarkt hat.

Höhere Ticketpreise?

Rom soll nun als weiterer Hub Teil des Lufthansa-Netzwerkes werden. Und damit würde die deutsche Airline quasi gesamt Mitteleuropa als Heimmarkt definieren – mit all den Vorteilen, die etwa durch die bessere Abstimmung von Zubringerflügen für die Langstreckendrehkreuze dabei entstehen. Das kann naturgemäß auch Auswirkungen auf die Flugtickets haben. So zeigte die Vergangenheit bereits, dass Fluglinien auf Strecken, auf denen sie eine dominante Stellung oder sogar ein Monopol haben, die Preise deutlich stärker anheben, als auf jenen Strecken, auf denen es Konkurrenz gibt. Und die Aufnahme einer Strecke in einer geografischen Region, in der eine Fluglinie keinen eigenen Hub hat, ist wesentlich schwieriger.

Es ist daher auf jeden Fall davon auszugehen, dass sich die Wettbewerbshüter den nun verlautbarten Einstieg und auch eine mögliche Komplettübernahme von ITA durch die Lufthansa genau ansehen werden. Das wurde von der Lufthansa am Donnerstag auch bereits angekündigt. Für die Deutschen gibt es also noch einige Hürden, die sie nehmen müssen, um die Pläne umzusetzen. Laut diesen soll der Umsatz von ITA bis 2027 von derzeit 2,5 Mrd. Euro auf 4,1 Mrd. Euro ansteigen. Die Zahl der Mitarbeiter soll sich gleichzeitig von 4000 auf 5500 erhöhen.

Die Investoren zeigten sich abwartend – die Aktie der Lufthansa reagierte am Freitag kaum und pendelte mit rund 9,30 Euro um jenen Preis, der auch in den vergangenen Tagen zu zahlen war. Längerfristig betrachtet konnte die Lufthansa einen Gutteil des Rückgangs während der Pandemie bereits aufholen – die Papiere verdoppelten ihren Wert seit September des Vorjahres beinahe. Vor Corona notierte die Lufthansa jedoch bei etwa zwölf Euro je Aktie.

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