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Man Ray, die Mode und ihre gegenseitige Beeinflussung

© Man Ray 2015 Trust / Sabam Belgium 2023
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Wie der legendäre Fotograf Man Ray die Modewelt beeinflusste, zeigt derzeit eine Ausstellung im Modemuseum von Antwerpen.

Natürlich beeinflussen einander Mode und Kunst“, sagt Robyn Cockx, Kuratorin am Modemuseum in Antwerpen. „Man sollte nur nicht nach Eins-zu-eins-Entsprechungen suchen, sondern die Verbindung als einen freien Dialog verstehen.“

Diese Prämisse lasse sich auch auf die Verbindung anwenden, der das Museum gerade eine umfangreiche Ausstellung widmet: Gegenstand ist die Beziehung des großen Fotokünstlers Man Ray (Jahrgang 1890, sein Geburtsname lautete Emmanuel Radnitzky) zur Welt der Mode. Zum einen steht die Art und Weise im Mittelpunkt, wie Man Ray – in erster Linie für Ausgaben von „Vogue“ und „Harper’s Bazaar“ ab Mitte der 1920er-Jahre bis Mitte der 1940er-Jahre – Mode in Szene setzte.

Julien Claessens & Thomas Deschamps, © Man Ray 2015 Trust / Sabam Belgium 2023

Zum anderen soll etwa untersucht werden, wie Man Rays Bilder in späteren Jahrzehnten (er verstarb 1976) selbst die Arbeit von Modeschaffenden beeinflussten, welche expliziten oder mitdenkbaren Verbindungslinien sich hier auftun.
Die Antwerpener Version der Wanderausstellung folgt auf Auftritte in Marseille und Paris.

Wert habe man, sagt Cockx, darauf gelegt, Gegenüberstellungen mit Kleidungsstücken aus der Momu-Sammlung herzustellen und so den Fokus auf avantgardistischere Positionen zu legen. Auch belgische Designer wie Martin Margiela, Dries van Noten oder Olivier Theyskens sind vertreten. Kostümkundlich relevant sind die zahlreichen Exponate, die für das Modeschaffen der Zwischenkriegszeit stehen und die separat hervorgehoben werden sollen.

Maßgeblich ist auch Man Rays Rolle als Porträtfotograf: Eines der berühmtesten Fotos von Gabrielle Chanel schuf der US-Amerikaner, auch Jeanne Lanvin und Elsa Schiaparelli lichtete er in jenen Jahren ab.
„Ein weniger bekannter Aspekt steht in Zusammenhang mit der Tatsache, dass im Haushalt, in dem Man Ray aufwuchs, Schneiderei eine wichtige Rolle spielte – ein Quilt, den er selbst anfertigte, befindet sich heute noch in der Sammlung des Centre Pompidou“, erzählt die für Antwerpen zuständige Kuratorin.

„Dieser war überhaupt die erste Arbeit, die Radnitzky mit seinem Künstlernamen Man Ray zeichnete.“ So könnte man sagen, dass die Ursprünge einer der prominentesten Künstlerkarrieren des 20. Jahrhunderts tatsächlich auf den Bereich des Textilen zurückgehen.

Info:

„Man Ray und Mode“. Das dritte Kapitel der Wanderausstellung ist nach ­Stationen in Marseille und Paris im Momu Antwerpen zu sehen. Bis 13. 8., momu.be

("Die Presse Schaufenster" vom 26.05.2023)

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