Mein Samstag

Hannibal Lecters Beauty Day

Ich darf Sie heute über einen Nagel-Trend informieren: Polly-Pocket-Nägel.

Falls Sie das interessiert, brauchen Sie sich freizeitmäßig nicht allzu viel anderes vornehmen, denn: Das sieht nach stundenlanger Präzisionsarbeit aus, eine feinmotorische Hochbegabgung schadet auch nicht. Nicht nur, dass man klitzekleine Blümchen, Pünktchen und Streifen in vorrangig pinklastiger Farbenfröhlichkeit auf den kleinen Nagelflächen hinbekommen muss, Ambitionierte kleben auch noch Mascherln und sonstigen Kitsch in 3-D auf.

Dies alles soll an Polly Pocket erinnern. Kennen Sie die noch? Ich war drei, vier Jahre zu alt, um bei der ersten Welle der Mini-Plastikpüppchen in ihren zusammenklappbaren Plastikhäuschen dabei zu sein. In der zweiten Welle hat mich das Spielzeug aber voll eingeholt, das Kind war eine Zeitlang große Freundin der kleinen Püppchen, die bei uns aus nicht näher bekannten Gründen Polly-Polly heißen.

Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass das Kind mit dieser Vorgeschichte auch auf den Nageltrend aufspringen wird. Übt es doch – einer der größten Gegensätze zwischen Mutter und Kind – das Nägellackieren seit Jahren mit einer Hingabe, die mich gleichermaßen staunen und verzweifeln lässt. Mir dauert dieses vom Kind zelebrierte Prozedere einfach viel zu lang, die Wohnung stinkt ewig nach Nagellack und in der Zeit des Lackierens und der mindestens gleich langen Phase des Nägeltrocknens ist mit dem Kind nichts anzufangen. Neulich haben wir überhaupt einen Beauty-Day ausgerufen, bei dem das Kind auch meine Nägel mitlackieren durfte. „Juhu, 39 Nägel“, rief es erfreut (ein Kinderfinger benötigte ein Pflaster und war vorübergehend unlackierbar). Dazu trugen wir diese pflegenden Gesichtstuchmasken im, nun, Gesicht, mit denen man lieber nicht am Fenster oder auf dem Balkon stehen sollte, weil sonst alle Leute glauben, Hannibal Lecter und Michael Myers aus „Halloween“ hätten bei uns zum Nachmittagskaffee vorbeigeschaut. Nur mit lackierten Nägeln. In diesem Sinn: Legen Sie einen Beauty Day ein! Oder suchen Sie die Polly Pockets raus!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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