Soziologie

Arbeitsmigrantinnen: „Die Frauen werden wie Besitz behandelt“

150.000 Sri Lankerinnen arbeiten offiziell in Saudiarabien (Bild: Auslandsarbeitsamt in Colombo).
150.000 Sri Lankerinnen arbeiten offiziell in Saudiarabien (Bild: Auslandsarbeitsamt in Colombo).REUTERS
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Rund um den Globus ist die Vermittlung von Migrantinnen für Sorge-, Pflege- und Hausarbeit zu einem lukrativen Geschäftsmodell geworden. Das geht mit der Ausbeutung der vorwiegend weiblichen Arbeitskräfte einher.

Die pflegebedürftige Mutter, die demente Oma, der schwerkranke Ehemann – sie alle brauchen viel Unterstützung im Alltag. Doch nicht immer können Familienmitglieder diese leisten. In Österreich füllen rund 60.000 24-Stunden-Betreuerinnen vor allem aus Rumänien und der Slowakei die Sorgelücke in 32.000 Haushalten. Unter verschiedenen Vorzeichen spannen sich ähnliche Betreuungsketten über die ganze Welt (siehe Lexikon). Die Bedingungen für die Arbeitsmigrantinnen sind oft katastrophal. Die spezielle Situation von Osteuropäerinnen im „Empfängerland“ Österreich sowie von Sri Lankerinnen in Saudiarabien und Kuwait beleuchten die Soziologinnen Brigitte Aulenbacher und Wasana Handapangoda von der Johannes-Kepler-Uni in Linz in zwei vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekten. Ihr Fazit: Vermittlungsagenturen sind mächtige Akteure in der Ausgestaltung der Betreuungsketten.

Ist das Kind zwei, darf die Mutter gehen

Seit den frühen 1980er-Jahren emigrieren Frauen aus Sri Lanka als Hausangestellte in die Anrainerstaaten des Persischen Golfes. Eine Folge von Wirtschaftsreformen in der Heimat und dem arabischen Ölboom. Heute ist die Hausarbeit, die Migrantinnen aus Sri Lanka anderswo leisten, zu einem der wichtigsten Exportgüter des Landes geworden. „Der Hauptgrund für die Frauen, ihre Heimat zu verlassen, sind finanzielle Nöte der Familie“, sagt Handapangoda und weist auf die seit 2019 andauernde schlimme Wirtschaftskrise hin. „Manche suchen auch Autonomie und wollen Geld verdienen.“

Die massive weibliche Migration hat in sri-lankischen Familien allerdings schon viel Schaden – von Scheidungen bis hin zu der Vernachlässigung von Kindern – angerichtet. Ein Grund, warum sich der Staat zunehmend in deren Regulierung eingemischt hat.

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