Sportwissenschaft

Es soll einfacher sein, das Auto stehen zu lassen

Kinder übernehmen die Art der Mobilität von der Familie. Das Elterntaxi schadet über Generationen.
Kinder übernehmen die Art der Mobilität von der Familie. Das Elterntaxi schadet über Generationen. Getty Images
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Die Stiftungsprofessorin für Aktive Mobilität an der Uni Innsbruck, Yolanda Demetriou, überzeugt Kinder und Erwachsene, dass umweltfreundliche Fortbewegung bequem und unabhängig ist.

Rad fahren, Roller fahren, inlineskaten, skateboarden, Rollstuhl fahren oder zu Fuß gehen. All das sind Fortbewegungsarten, die null CO2-Emissionen verursachen – so man den Herstellungsprozess der Fahrgeräte außer Acht lässt. „Auch E-Bike fahren zählt zur aktiven Mobilität, weil man die eigene Muskelkraft anwendet, um voranzukommen“, sagt Yolanda Demetriou, die jetzt im Mai ihre Stiftungsprofessur für Aktive Mobilität an der Uni Innsbruck angetreten hat. Manche aus diesem Forschungsbereich schließen sogar den öffentlichen Verkehr in den Begriff „Aktive Mobilität“ ein, weil man die Teilstrecke zu Bus, Bahn oder Bim ja aus körperlicher Kraft bestreitet. „Aber ich teile diese Definition nicht. Ich finde, die Hauptenergie für die Fortbewegung muss aus dem eigenen Körper stammen“, sagt Demetriou.

Sie war schon in ihrer Heimat auf Zypern eine Ausnahme, weil sie als Einzige den Weg in die Volksschule mit dem Fahrrad bewältigte. „Dabei ist Nikosia die Hauptstadt mit der geringsten aktiven Mobilität in der ganzen EU. Ich habe ruhige Feldwege und Schotterstraßen genutzt“, sagt Demetriou, die ihre universitäre Ausbildung in Tübingen und Freiburg in Deutschland absolviert hat. Nun zieht die 39-Jährige aus München, wo sie ab 2014 Professorin für Sport- und Gesundheitspädagogik an der TU war, nach Innsbruck. Die neue Stiftungsprofessur, die vom Klimaschutzministerium sowie dem Land Tirol, der Stadt Innsbruck und regionalen Unternehmen gefördert wird, hat ihren Sitz am Institut für Sportwissenschaft der Uni Innsbruck. Demetrious Team wird mit dem Arbeitsbereich für Intelligente Verkehrssysteme (um Markus Mailer) und dem Forschungszentrum Tourismus und Freizeit (um Mike Peters und Martin Schnitzer) eng zusammenarbeiten.

Radl, Roller, Skateboard oder Rollstuhl

Denn der Sportwissenschaftlerin geht es nicht nur um die Gesundheit der Menschen, die von jeder aktiven Mobilität profitieren, sondern auch um die Bereiche Verkehr und Klima. „Die Vorteile sind offensichtlich: In einer Stadt kommt es zu weniger Lärm und weniger Stau, wenn mehr Menschen aktiv mobil sind. Das führt zu mehr Komfort, weil wieder mehr Platz da ist“, sagt Demetriou. Die Fakten, wie viel CO2-Emissionen man einspart, wenn man statt mit dem Auto mit dem Rad, Roller oder Skateboard fährt, lernen heute schon Volksschüler.

Trotzdem ist der Umstieg von alten Gewohnheiten sehr zäh. Demetriou will erreichen, dass aktive Mobilität für alle Menschen einfacher wird: „Es liegt in unserer Natur, dass wir immer die bequemste Lösung wählen.“ Derzeit sind Städte darauf ausgelegt, dass es gemütlich ist, mit dem Auto von A nach B zu fahren. „Doch das muss sich ändern. Autofahren sollte unbequem werden! Es muss richtig teuer sein, und man sollte keine Parkplätze finden. Dann denken die Leute um“, sprudelt es aus ihr heraus. Mit ihrer wissenschaftlichen Erfahrung weiß sie, dass dazu politischer Wille notwendig ist. „Derzeit wird noch das meiste Geld in Straßen investiert. Dabei ist längst belegt, dass die Menschen mehr Radwege und Fußwege brauchen, um sich für aktive Mobilität zu entscheiden.“ Die sicherste Variante sind Radwege getrennt von den Autostraßen – und getrennt von den Fußwegen. Je mehr solcher Möglichkeiten es gibt, umso mehr Menschen gehen zu Fuß oder radeln los.

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