Präsident Wladimir Putin lässt Nuklearwaffen nach Belarus verlegen, sein Vorgänger Medwedjew droht mit einem Präventivschlag. Warum Experten trotzdem beruhigen.
Moskau/Wien. Der Kreml baut seine nukleare Drohkulisse gegenüber dem Westen aus. Zuerst ging am Donnerstagabend die Nachricht um die Welt, Russland habe mit der Stationierung von Atomwaffen in Belarus nahe der Grenze zu Polen begonnen. Kurz darauf folgte die Nachricht, dass Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew mit einem nuklearen Präventivschlag Russlands droht, falls die Ukraine Atomwaffen erhalte: „Es gibt unumstößliche Gesetze des Krieges. Wenn es um Atomwaffen geht, muss es einen Präventivschlag geben“, wurde der Vizechef des Nationalen Sicherheitsrats zitiert.
Das nukleare Säbelrasseln sorgte in Europa für Aufsehen. Aber Experten beruhigen: Medwedjews Drohung laufe schon deshalb ins Leere, weil im Westen zurzeit sowieso niemand erwäge, die Ukraine mit Atomwaffen auszurüsten. Medwedjew spuckt außerdem schon seit dem ersten Kriegstag Gift und Galle, er hat reihenweise (leere) Drohungen gegen Kiew und den Westen ausgesprochen. Der Jurist wirkt dabei, als wolle er die Erinnerung an seine Präsidentschaft (2008 bis 2012) auslöschen, als er im Westen nicht als derb schimpfender Hardliner auffiel, sondern als liberaler Hoffnungsträger galt, der sich auch für nukleare Abrüstung eingesetzt hatte. Heute droht niemand in Russlands Elite so laut mit Kernwaffen wie der 57-Jährige.