Naturschutz & Tourismus. Resorts und Umweltorganisationen engagieren sich an den Stränden und Korallenriffen gemeinsam für den Artenschutz.
Plötzlich regt sich Leben in der Sandmulde. Lara Kalisch und Lucie Bennett werden jetzt zu Geburtshelferinnen. Denn ohne ihr Zutun könnte sich die unterste Lage der zappelnden Schildkrötenbabys nicht befreien. In den Eikammern der Echten Karettschildkröten brüten mitunter mehr als 200 Eier rund zwei Monate vor sich hin. Ohne Zutun der Muttertiere, die ihre Jungen nie zu Gesicht bekommen. Wenn das erste Embryo die Eischale durchbricht, ist es das Signal für alle anderen. Dann beginnt das große Wettgraben, das zumeist auch Verlierer kennt: die Embryonen der untersten Schicht, die allen anderen als Trittbrett ins Leben dienen, es aber selbst aus eigener Kraft nicht schaffen würden. Für Lara und Lucie auf der Insel Félicité ist das der bei Weitem befriedigendste Teil ihrer Arbeit.
Jeden Morgen während der Schlüpfsaison überprüfen sie die markierten Nester der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten. Wenn sie sehen, dass die Jungtiere eines der Nester während der Nacht verlassen haben, erlauben sie den Gästen des einzigen Resorts auf Félicité bei der professionellen Nestausgrabung im Auftrag der Schildkrötenschutzorganisation Kemp Ridley's Project dabei zu sein. Nicht nur für Kinder gibt es kein größeres Highlight, als die zappelnden Winzlinge zumindest mit den Augen auf ihren ersten Lebensmetern zu begleiten. Vor nicht langer Zeit wäre so ein Eingriff in natürliche Abläufe noch verpönt gewesen. Aber längst sind die ökologischen Zusammenhänge vom Menschen so auf den Kopf gestellt, dass jedes Schildkrötenleben zählt. Zumal die Forschung davon ausgeht, dass von 1000 geschlüpften Babys höchstens eins bis zwei das Erwachsenenalter erreichen. Und niemand kann sagen, dass sich unter den acht von Lara und Lucie gerade befreiten Schildkröten nicht dieses eine Glückliche befindet.