Buch

Die Bestie an Bord

Jess Kidd arbeitet in „Die Insel der Unschuldigen“ Meuterei und Massaker auf dem Schiff „Batavia“ 1628 auf. Beklemmend.

Im Jahr 1628 bricht das riesige Segelschiff „Batavia“ der Niederländischen Ostindien-Kompanie zu seiner ersten großen Fahrt auf. Am Ziel Batavia (dem heutigen Jakarta) wird es nie ankommen: Es läuft vor Australien auf ein Riff und sinkt. An Bord kommt es zur Meuterei, unter den Überlebenden des Unglücks zu Massakern.

Diese wahren Begebenheiten greift die britische Autorin Jess Kidd in ihrem neuen Roman auf, in dem sie zwei (fiktive) Kinder zu Protagonisten macht: Da wäre die mutige Mayden, die mit ihrem Kindermädchen 1628 an Bord geht. Und der scheue Gil, der 1989 zu seinem Großvater auf Beacon Island kommt, wo Forscher gerade das Wrack der „Batavia“ untersuchen.

Zwischen diesen beiden Hauptfiguren springt Kidd hin und her, allzu oft mit etwas bemühten Parallelen zwischen den Kindern. Vor allem Maydens Erlebnisse an Bord des Schiffs sind beklemmend: Es gibt Missgunst, Krankheit, viele falsche und wenige echte Freunde. Für all das Unglück an Bord macht Mayden ein Ungeheuer verantwortlich, von dem die Seefahrer sprechen – wohl eine wenig subtile Metapher für das Böse im Menschen. Die Bestie Mensch erlebt auch Gil, Trost findet er nur bei seiner Schildkröte.

Jess Kidd erzählt eindringlich, ihr Stil überzeugt – zwischendurch werden die ausführlichen Schilderungen an Bord jedoch gar redundant. Insgesamt aber spannend, ungewöhnlich und wahrlich keine leichte Kost. (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2023)

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