Kulturelle Artefakte

Alle sind Künstler: Der Siegeszug der Internet-Memes

Bernie Sanders mit Fäustlingen auf einem Klappstuhl: Der US-Senator wurde Teil der Meme-Kultur.
Bernie Sanders mit Fäustlingen auf einem Klappstuhl: Der US-Senator wurde Teil der Meme-Kultur. AFP via Getty Images
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Memes sind mehr als ein Sujet mit humoristischem Begleittext. In den vergangenen drei Jahrzehnten sind sie zu kulturellen Artefakten geworden: Sie bringen zum Lachen, sie hinterfragen, aber sie sind auch Mittel zur politischen Propaganda.

Ein Bild von 1475: „Le Mignon“, entstanden in Paris. Aus einem Brunnen lodern hohe Flammen, drinnen verbrennen sieben Menschen, über dem Brunnen brät ein Teufel zwei aneinandergebundene Männer an einem Spieß. Direkt darüber ein großer, mit Körpern gefüllter Kessel, zwei diabolische Wesen kochen Menschensuppe. Und dann werden noch ein paar Frauen hingerichtet und zwei Ritter hängen in voller Montur kopfüber am Galgen. Es ist eine Malerei voller Flammen und Spieße, Dämonen und Drachen, schreiender Gesichter. Irgendjemand hat das Bild herauskopiert und ein Meme daraus gemacht. Nun steht darüber zu lesen: „Es ist wieder einer dieser Tage.“

Bilder aus dem Mittelalter sind wie gemacht für Memes. Sie zeigen den damaligen Alltag in brutaler Wahrhaftigkeit oder brachialer Absurdität. Auf einem anderen Bild klopft eine Magd mit einem Hammer einen riesigen schwarzen Nagel in die Schädeldecke eines Mannes. Es ist nur ein Ausschnitt, der Kontext und das Gesamtbild sind nicht ersichtlich. Für ein Meme reicht das aber völlig aus. Jetzt kursiert das Bild im Netz mit dem Zitat: „Heute wieder Kopfweh.“

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