Gezi-Park

Erdoğans autoritäre Metamorphose

TURKEY. Elections. Islams. 2002.
TURKEY. Elections. Islams. 2002.A. Abbas / Magnum Photos / pictu
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Vor zehn Jahren fanden die Proteste im Istanbuler Gezi-Park statt. Sie markieren den Bruch zwischen Recep Tayyip Erdoğan und dem liberalen Teil der Türkei – und einen Wendepunkt in der politischen Karriere des Präsidenten. Just am Jahrestag der Protestwelle muss sich Erdoğan am heutigen Sonntag einer Stichwahl stellen.

Fünf Bäume. In der Nacht auf den 28. Mai 2013, also vor exakt zehn Jahren, rückten die Bagger im Istanbuler Gezi-Park vor und streckten fünf Bäume nieder. Es sollte der Anfang sein, der Anfang vom Ende einer kleinen Grünfläche am zentralen Taksim-Platz, dem Dreh- und Angelpunkt der Metropole im europäischen Teil. Doch am nächsten Tag standen die Bagger still. Eine kleine Gruppe Umweltschützer besetzte den Park, hing Transparente auf, ein oppositioneller Abgeordneter stellte sich vor die Maschinen. In den folgenden Tagen ließen sich die Ereignisse nicht mehr aufhalten. Das Protestcamp wurde gewaltsam geräumt, es brachte die angestaute Wut und Enttäuschung großer Teile der Bevölkerung zum Überlaufen. Eine in der bisherigen Republiksgeschichte noch nie da gewesene Protestwelle formierte sich.

„Wir haben recht, wir werden gewinnen“, stand damals auf Plakaten geschrieben, und, mit Blick auf die inflationär eingesetzten Wasserwerfer: „Wenn wir Angst vor Gas hätten, würden wir nicht pupsen.“ Was das Ende eines kleinen Parks sein sollte, war das Ende von Recep Tayyip Erdoğan als international gefeierter Politiker eines aufstrebenden Landes. Gezi-Park war Erdoğans Nemesis, der Punkt, an dem er seine politische Kehrtwende vollzog, es war der Anfang seiner autoritären Metamorphose. Just an diesem symbolischen Jahrestag muss sich der heutige Präsident nun einer Stichwahl stellen.

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