Herausforderer Kılıçdaroğlu kann die 20-jährige Herrschaft des Staatschefs nicht beenden - vor allem viele Kurden misstrauten ihm. Erdoğan steht vor einer weiteren fünfjährigen Amtszeit - und beginnt bereits den nächsten Wahlkampf.
Nichts liebt Recep Tayyip Erdoğan so sehr wie Wahlkämpfe. Kaum stand am Sonntagabend sein Sieg bei der Stichwahl um das türkische Präsidentenamt fest, begann der 69-Jährige mit dem Wahlkampf für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr, bei denen er die Metropole Istanbul für seine Partei AKP zurückgewinnen will. In seiner Siegesrede vor zehntausenden Anhängern am Präsidentenpalast von Ankara sagte er zwar, er wolle der Präsident aller Türken sein, beschimpfte die Opposition aber als Gehilfen von Terroristen. Deutschen, britischen und französischen Zeitschriften warf er vor, seinen Sturz angestrebt zu haben: „Auch sie haben verloren.“
Es gebe kein Problem, das die Türkei nicht lösen könne, sagte Erdoğan in Ankara. Er versprach den raschen Wiederaufbau des Erdbebengebietes im Südosten des Landes und Hilfen für die Bürger, um die Folgen der hohen Inflation zu lindern. Mit der Wahl vom Sonntag hätten die Wähler „das Jahrhundert der Türkei“ eingeläutet. Schon in einer ersten Rede in Istanbul hatte er nach der Wahl seine Anhänger auf die Kommunalwahl im Frühjahr eingestimmt, bei denen er die Metropole am Bosporus für seine Partei AKP zurückgewinnen will: „Vor uns liegt 2024“, sagte er. „Mit euch gehen wir zu neuen Siegen.“