Parteiführung

SPÖ-Parteitag: Kaum absehbar, ob sich Delegierte für Babler oder Doskozil entscheiden werden

APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Am SPÖ-Bundesparteitag werden Andreas Babler und Hans-Peter Doskozil ein letztes Mal um Unterstützung werben. Burgenlands Landeshauptmann werden etwas bessere Chancen gegeben.

Dort wo 2017 Sebastian Kurz erstmals zum ÖVP-Obmann gewählt wurde, entscheidet sich am Samstag, wer künftig die SPÖ anführt. Das Linzer Design Center ist Austragungsort eines SPÖ-Bundesparteitags, bei dem sich Hans Peter Doskozil und Andreas Babler dem Verdikt von 609 Delegierten stellen. Beide werden die Chance zur Präsentation ihrer Ideen erhalten.

Das Design des Parteitags ist ganz auf die beiden Kontrahenten zugeschnitten. Nach der Begrüßung durch Gastgeber Klaus Luger, dem Linzer Bürgermeister und Unterstützer von Doskozil, konstituiert sich der Parteitag und die beiden Kandidaten werden präsentiert. Details dazu gibt es noch nicht, allerdings ist im Anschluss eine Debatte vorgesehen.

Es ist davon auszugehen, dass die Unterstützer diese dazu nutzen werden, zur Wahl des jeweiligen Lieblings aufzurufen. Dabei geht es nicht nur um den Parteivorsitz sondern auch um die Spitzenkandidatur für die Nationalratswahl, die im kommenden Jahr in Szene gehen soll. Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner wird in Linz übrigens nicht verabschiedet. Sie verzichtet auf eine Teilnahme. Offizieller Grund: Beim Parteitag soll der neue Vorsitzende im Mittelpunkt stehen.

Babler könnte am Parteitag Genossen noch zum Umdenken bewegen

Der wird auch nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses die Bühne betreten und die Schlussworte sprechen, ehe wie üblich mit "Lied der Arbeit" und "Internationaler" der Parteitag abgeschlossen wird.

Für wen sich die Delegierten davor entschieden haben, ist kaum absehbar. Zumindest am Papier werden Doskozil, der von sechs Landesparteien mehr oder weniger offen unterstützt wird, die etwas besseren Chancen gegeben. Allerdings bestehen selbst in seinem Lager Befürchtungen, wonach Babler, der zu emotional bis pathetischen Reden neigt, doch noch den ein oder anderen am Parteitag zum Umdenken bewegen könnte.

Der Traiskirchener, der sich seit Wochen als Basis-Kandidat inszeniert, hat als Atout, dass gerade die Establishment-Partei schlechthin, die Wiener SPÖ, ihn nach dem Rückzug von Rendi-Wagner quasi adoptiert hat. Sie stellt die größte Delegierten-Gruppe. Andererseits wird Doskozil wohl den größten Teil der Stimmen aus der Heimat Bablers, nämlich Niederösterreich, einheimsen. Dazu kann er sich zu annähernd 100 Prozent auf die Delegierten aus dem Burgenland verlassen und auch die Steirer sollten deutlich zu ihm tendieren.

Entscheidend könnte Stimmverhalten der Gewerkschafter sein

Entscheidend könnte letztlich das Stimmverhalten der Gewerkschafter sein. Während die ebenfalls zahlenmäßig stark vertretene Frauenorganisation mehrheitlich wohl Babler wählen wird, dürfte es bei den Gewerkschaftern knapper zwischen den Kandidaten zu gehen. Einen relevanten Teil von ihnen sollten Doskozil lukrieren, will er den Sieg einfahren.

Eines ist jedenfalls fix. Das Resultat von Kurz aus dem Jahr 2017 wird nicht zu toppen sein. Er wurde in Linz von 98,7 Prozent der Delegierten zum Obmann der ÖVP gewählt - freilich ohne Gegenkandidaten. Die Bundes-SPÖ hat übrigens zuletzt 2008 einen Parteitag im Design Center abgehalten. 2008 wurde Werner Faymann mit 98,4 Prozent erstmals zum Parteivorsitzenden gekürt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Christian Deutsch
Rücktritt

Deutsch zieht sich als SPÖ-Bundesgeschäftsführer zurück

Christian Deutsch hatte im September 2019 Thomas Drozda als Bundesgeschäftsführer der SPÖ abgelöst.
Im Gegensatz zum Jahr 2021 erspart sich Rendi-Wagner diesmal den Weg zum Parteitag.
Delegierte

Pattstellung in SPÖ möglich, weil Rendi-Wagner nicht kommt

Statt 609 entscheiden nun 608 Personen, wer Obmann wird. Eine Stimme haben Babler und Doskozil schon fix – ihre eigene.
Doskozil wurde von Babler und Rendi-Wagner kritisiert – und rückte selbst gegen Babler aus.
Parteitag

SPÖ: Spitzen vor dem Showdown

Die Protagonisten des roten Machtkampfes - Hans Peter Doskozil, Andreas Babler und Pamela Rendi-Wagner - kritisierten einander über das Wochenende zum Teil heftig.
Quergeschrieben

Pamela Rendi-Wagner ist nicht an den bösen Machos gescheitert

Die SPÖ hat ihr Personalproblem an der Spitze zu lang verschleppt. Ein ähnlich erfolgloser Mann hätte früher gehen müssen.
SPÖ-Vorsitz

Rendi-Wagner wird nicht bei SPÖ-Parteitag dabei sein

Die scheidende SPÖ-Chefin begründet ihre Abwesenheit damit, dass der neue Parteivorsitzende im Mittelpunkt stehen soll. Eine Wahlempfehlung gibt sie nicht ab.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.