Leitartikel

Was ist Folklore, was Stolz, was politisch ein Problem?

APA/SAMUEL WINTER
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Alle paar Jahre wieder: Wählt die Türkei, fallen Politikern und Journalisten in Österreich plötzlich Integrationsprobleme wie Schuppen von den Augen.

Überraschen darf einen der Erdogan-Fan-Corso in Favoriten nicht. Man kennt das auch von Fußballländerspielen in Wien, wenn die Heimmannschaft ein Auswärtsspiel hat. Mutmaßlich ist die Diaspora immer eine Spur patriotischer (in Bezug auf das Herkunftsland), konservativer, rechter. Kroaten in Österreich wählen wahrscheinlich mehrheitlich auch eher HDZ, unter den Serben wird Aleksandar Vučić ebenso eine große Anhängerschar haben. Bei den türkischen Zuwanderern hat man das nun einmal mehr mit Zahlen belegt: 74 Prozent der in Österreich für die Türkei Wahlberechtigten, die zur Wahl auch hingingen, stimmten für Recep Tayyip Erdogan.

Verlässlich nach jeder Türkei-Wahl bzw. -Referendum fallen bei uns Politiker, Journalisten und andere Experten aus allen Wolken: Wie kann das sein? Was wurde verabsäumt? Integrationsprobleme, über die sonst lieber der Mantel des Schweigens gebreitet wird, sind nun auf einmal Thema. Oder wie ein ORF-Kollege auf Twitter schrieb: „Viele Journalisten entdecken heute wieder, dass es noch ein Favoriten südlich des Hauptbahnhofs gibt, mit etwas anderen Lebensrealitäten als im 7. Bezirk.“

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