Pizzicato

Fränkische Fußball-Propheten

Hat der fränkische Fußball-Prophet also doch recht behalten. Nicht von Heinz Kissinger ist die Rede, dem gebürtigen Fürther, der später als Henry Kissinger den Lauf der Welt mitbestimmen sollte.

„Die Dortmunder sind zu doof, um deutscher Meister zu werden“: Also sprach Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, CSU-Chef und im Drittberuf das Orakel von Nürnberg, der mit Fürth in Rivalität verbundenen Schwesterstadt. Als Doppel-Fan laviert der Söder-Markus zwischen München und Nürnberg, situationsflexibel je nach Lauf der Dinge und des Balls.

Für seine flapsige Bemerkung hat sich der große Vorsitzende der CSU entschuldigt, doch sie impliziert die bayerische Philosophie: Der „Stern des Südens“ strahlt heller als der Rest der Republik. Das mussten auf der Dortmunder Tribüne auch CDU-Chef Friedrich Merz und Hendrik Wüst, der NRW-Ministerpräsident, anerkennen, die sich die gelb-schwarzen Fan-Schals um den Hals geschlungen hatten. Der Bayern-Dusel hatte zugeschlagen! Ja, mei: Mia san mia – der FC Hollywood. Wer zweiter is, is uns wurscht.

Was das für die K-Frage, die Frage der Kanzlerkandidatur zwischen Merz, Wüst und Söder zu bedeuten hat? Nichts. Für Bayern zählt nur die Champions League, mithin Europa. Und Kissinger hat endlich eine Nummer, die er in Europa anrufen kann. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2023)

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