Quergeschrieben

Pamela Rendi-Wagner ist nicht an den bösen Machos gescheitert

Die SPÖ hat ihr Personalproblem an der Spitze zu lang verschleppt. Ein ähnlich erfolgloser Mann hätte früher gehen müssen.

Ihre Abschied-Pressekonferenz dauerte nicht einmal fünf Minuten, beim Parteitag am kommenden Samstag wird die Noch-Chefin überhaupt fehlen. Pamela Rendi-Wagner hat jetzt offenbar wirklich keine Lust mehr, wertvolle Lebenszeit in die Politik zu investieren. Niemand wird es ihr verdenken.

Woran ist diese kluge, sympathische, (vor der Politik) beruflich erfolgreiche Frau gescheitert? Dumme Frage: natürlich in erster Linie daran, dass sie eben eine Frau ist. Zu diesem Schluss kommen derzeit ziemlich viele politische Beobachter in- und außerhalb der Sozialdemokratie. „Die SPÖ ist, wenn's darauf ankommt, eine Männerpartei“, erklärt etwa der Politologe Anton Pelinka im „Standard“. Wenn sie miterlebe, wie Rendi-Wagner behandelt werde, dann denke sie manchmal: „So bin ich auch behandelt worden, und mir ist es gar nicht aufgefallen“, sagte Brigitte Ederer, einst SPÖ-Staatssekretärin, in einer TV-Diskussion. Maria Rauch-Kallat, ehemalige ÖVP-Ministerin, gab zu Protokoll, dass Rendi-Wagner wohl von Anfang an keine Chance gehabt habe: „Sie hat die Partei zu einem Zeitpunkt übernommen, als kein Mann mehr hingreifen wollte.“ Auch Pamela Rendi-Wagner selbst machte den vermeintlichen Gender-Gap in den vergangenen Jahren häufig zum Thema. „In der Politik werden männliche Rituale und narzisstische Egotrips sehr oft gleichgesetzt mit Führungsstärke“, sagte sie vor ein paar Tagen auch im großen Abschiedsinterview mit der „Krone“.

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