Ausstellung

Dieses Atelier ist ein Ballsaal

Thomas Schrenk
Thomas SchrenkDie Presse/Clemens Fabry
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Kunst und Kirche haben in Österreich eine lange gemeinsame Tradition. Thomas Schrenk fügt dieser jetzt in seinem spektakulären temporären Atelier eine weitere Facette hinzu.

Kein Insignium lässt erkennen, was sich in diesem Wohnbau in der Leopoldstadt verbirgt. Der Effekt erinnert an versteckte Kirchen in Amsterdam, als Katholiken in den calvinistischen Niederlanden ihre Gotteshäuser auf Dachböden verbergen mussten. Diese Wiener „Schlupfkirche“ hat sich immerhin einen opulenten ehemaligen Ballsaal auserkoren. Dient sie doch auch keiner kirchlichen Organisation, sondern der dekadentesten Ersatzreligion, der Kunst. Ihr Priester heißt in dem Fall Thomas Schrenk. Und ihre Bibel ist: sein Werk.

Diese Hybris sei einem 1987 in die kulturelle Einöde der Krupp-Stadt Berndorf geborenen Autodidakten, der sich bisher fern von Akademien und Galerien durchschlug, angesichts 400 Quadratmeter Luxusfläche gestattet (einmal, mit gebotener Ironie). Zwei, drei Monate, erzählt Schrenk, stand ihm dieser seit Jahrzehnten öffentlich nicht zugängliche Prachtsaal als Zwischennutzung zur Verfügung. Der Abschluss musste dementsprechend klotzen. Also wählte er das Display der Kirche samt Altären, Seitenkapellen, Sitzreihen (ohne Beichtstühle). Inhaltlich trieben ihn dabei weniger blasphemische als palimpsestische Motive: Was schon Adolf Loos am Stephansdom liebte, funktioniert auch hier – Kunstwerke aus verschiedenen Zeiten, mit verschiedenen Größen und Funktionen, existieren nebeneinander. Statt chronologischer Retrospektive auf ein Gesamtwerk entsteht: Patchwork.

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