Wohnen

„Mietpreisbremse dämpft Inflation nicht“

  • Drucken

Steigende Mieten betreffen Einzelne, schlagen sich aber kaum in der Inflationsrate nieder. Mehr Zahlungsprobleme und Delogierungen drohen.

Die Wohnungszufriedenheit sei in Österreich „sehr hoch“, sagte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria. Auf einer Skala von null bis 10 liege der Zufriedensheitwert bei 8,4. Die politische Debatte spiegelt das nicht wider. Denn die Diskussion um eine Mietpreisbremse gewinnt neuen Boden. Deswegen rücken aktuelle Wohnungsdaten der Statistik Austria mehr denn je in den Fokus.

Zwar sind die Mieten so stark gestiegen wie noch nie, aber der Anteil der Wohnkosten am Einkommen hat sich angesichts der gestiegenen Löhne kaum verändert. Bei den Gemeindewohnungen und Genossenschaftswohnungen gab es jeweils einen Anstieg um ein Prozent auf 24 Prozent. Bei anderen Hauptmieten ging der Anteil sogar um zwei Prozent auf 26 Prozent zurück. Eigentümer sind von Preissteigerungen kaum betroffen. Nur zehn bzw. 13 Prozent geben Haus- bzw. Wohnungsbesitzer von ihrem Einkommen für das Wohnen aus.
Trotz steigender Mieten und Zinsen kam es daher zu keinem Anstieg des Zahlungsverzugs. Im vierten Quartal 2022 gaben sieben Prozent der Mieter an, aufgrund finanzieller Engpässe die Miete nicht pünktlich bezahlen können, Ende 2021 waren es noch 0,6 Prozent mehr. Zudem gaben 2,5 Prozent der Eigentümer an, die Kreditrate nicht pünktlich abzuführen, und damit nahezu gleich viele wie im Jahr 2021 (2,4 Prozent).

Mit Zahlungen in Verzug

Doch es könnten bald deutlich mehr werden, die sich das Wohnen nicht mehr leisten können. Anders als bei den bereits eingetretenen Zahlungsrückständen hat sich die Anzahl von Personen, die befürchten, ihre Wohnungskosten nicht mehr bezahlen zu können, gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Knapp ein Viertel der Befragten – hochgerechnet 1,5 Millionen Menschen – rechnet zukünftig mit Zahlungsschwierigkeiten bei den Wohnkosten – allen voran Haushalte, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Hierbei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern. Jeder dritte Mieter erwartet zukünftige Probleme beim Begleichen der Wohnkosten. Bei den Eigentümern befürchtet nur jeder Fünfte Zahlungsschwierigkeiten diesbezüglich.

Das sei ein Indiz für einen Anstieg der Delogierungen heuer, sagte Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria. Im Jahr 2022 kam es zu 3890 vollzogenen Räumungen und 8877 Räumungsexekutionsanträgen.

Debatte um Mietpreisdeckel vor Erhöhung der Kategoriemieten

Diese Sorge teilen auch Mietervereinigung und Arbeiterkammer. Die Debatte um einen Mietendeckel nimmt wieder Fahrt auf. Denn Mieter von Kategoriemietwohnungen steht im Juli eine Preiserhöhung um rund 5,5 Prozent ins Haus.

Die Mietpreisbremse hätte kaum einen Einfluss auf die Inflation, sagt Thomas. Wohnungsmieten haben ein geringes Gewicht im österreichischen Warenkorb, der für die Inflationserhebung herangezogen wird. Zudem leben 48 Prozent der Menschen im Eigentum. Daher habe der Anstieg der Mieten 2022 nur 0,05 Prozentpunkte zur Inflationsrate beigetragen. Für den Einzelnen könne eine Mietpreisbremse Erleichterung bringen. Insgesamt sorge aber nur ein höheres Wohnungsangebot für Entspannung am Immobilienmarkt, also eine stärkere Bautätigkeit.

582 Euro je Wohnung

Wird nicht mehr gebaut und tritt das erwartete Bevölkerungswachstum in Österreich ein, wird sich die Lage weiter verschärfen. Im vergangenen Jahr stiegen die Mieten mit fünf Prozent so stark wie seit Beginn der Aufzeichnung der Statistik Austria im Jahr 2005 nicht. Die monatliche, durchschnittliche Miete inklusive der Betriebskosten lag 2022 bei 582 Euro pro Wohnung bzw. 8,7 Euro pro Quadratmeter, wobei die evidente Höhe der monatlichen Miete stark von der Mietdauer, Mietsegment, Wohnungsgröße und Region abhängt. Gestiegen ist sowohl die Nettomiete als auch die Betriebskosten.

H�user- und Wohnungspreise
H�user- und Wohnungspreise(c) APA

Die Betriebskosten pro Quadratmeter sind um vier Prozent zum Vorjahr gestiegen. Bei Neuverträgen, also bis unter zwei Jahre bisheriger Mietdauer, werden die Hauptmietwohnungen im Schnitt monatlich 10,5 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Haushalte mit mindestens 30-jähriger Vertragsdauer wenden 5,8 Euro Miete inklusive Betriebskosten Miete auf.

Salzburg mit höchsten Mieten

Die höchsten durchschnittlichen Mieten wurden im Jahr 2022 in Salzburg mit 10,4 Euro pro Quadratmeter von den Haushalten bezahlt, gefolgt von Vorarlberg und Tirol (mit 10,2 Euro und 9,9 Euro). Wien lag mit 9,1 Euro Miete an vierter Stelle und damit auch über dem österreichischen Durchschnitt.

Belastung durch Wohnkosten
Belastung durch Wohnkosten(c) APA

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Immo-Special

Dunkle Wolken über dem Immobilienmarkt?

Seit Ende 2022 fallen die Preise für Wohnungen und Häuser. Wartend stehen sich Käufer und Verkäufer gegenüber. Kommen weitere Preiskorrekturen? Alles, was man jetzt über den Immobilienmarkt wissen muss.
Eigentum

Wo Immobilien noch leistbar sind

Die Preisentwicklung für Wohneigentum des Jahres 2022 zeigt: Ohnehin teure Bundesländer wurden noch teurer, die preislichen Nachzügler holen inzwischen jedoch spürbar auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.