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Das Geschäft mit Fantasiefluglinien

Kapitalistische Spiele: Die eine Airline ist eine überflüssige kleine Schwester, die andere wieder gibt es genau genommen gar nicht, aber schön sind sie.
Kapitalistische Spiele: Die eine Airline ist eine überflüssige kleine Schwester, die andere wieder gibt es genau genommen gar nicht, aber schön sind sie.(c) Getty Images (spooh)
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Gibt es Fantasiefluglinien, die real nur existieren, um Arbeitsbedingungen zu mindern?

Auf Flughäfen kommen mir seit einigen Jahren immer mehr Airlines unter, deren Existenz mich überrascht. Papageienfarben, tolle Designs! Eine gänzlich neue heißt Marabu Airlines.

2022 in Estland von dem britischen Investor gegründet, der die altehrwürdige exdeutsche Linie Condor besitzt, ist sie deren kleine Schwester. Eigentlich wäre eine solche Neulinie, die unter anderem Mallorca und die Kanarischen Inseln von deutschen Flughäfen aus anfliegen will, total überflüssig, vor allem, weil der Vertrieb der Marabu-Tickets eh "exklusiv" über Condor abgewickelt wird.

Warum existiert sie dann überhaupt? Die Pilotengewerkschaft wies darauf hin, dass der Investor wohl Arbeitsbedingungen und Sozialstandards unterwandern wolle, denn Estland gilt als "Panama der Luftfahrt". Marabus Start ab Mitte April verlief extrem holprig. Da die einzige Maschine auf Lanzarote einen Defekt hatte, mussten bisher sechs unterschiedliche Airlines mit drei Flugzeugtypen aushelfen, dabei kam ein weiterer Defekt dazu, Passagiere warteten teilweise bis zu zwei Tage, Marabu entschuldigte sich.

In Zeitenwende-Zeiten geschehen die absurdesten Dinge. Manche haben mit Business zu tun und sind für die Businesswelt offenbar stinknormal. Inzwischen gibt es "virtuelle Fluggesellschaften" ohne Flugzertifikat also ohne Betriebsgenehmigung , aber mit ausgeklügeltem Markenauftritt.

Hinter der auftretenden Marke steckt ein Geschäftsmodell. Fluggesellschaften mieten beziehungsweise leasen Flugzeuge und Besatzungen, beide Seiten machen ihr fröhliches Geschäft, und die Kunden bleiben da etwa über den Haftungsadressaten im Unklaren. Die eine Seite fliegt, die andere macht Personalakquise, Ticketverkauf oder Netzplanung.

Vielleicht denken Sie, etwas Ähnliches gibt es längst, Stichwort "Charterflug"? Stimmt nur halb. Wird gechartert, fliegt die Maschine unter dem Markennamen jener Fluggesellschaft, bei der das Unternehmen die Flugdienstleistung in Auftrag gegeben hat. Die virtuelle Fluglinie stapelt hingegen hoch. Sie tut so, als wäre sie selbst eine. Rechtlich ist sie das auch. Doch sie will uns nur täuschen. 

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