Lag nicht im Magen: „Feijoada“, eine brasilianische Kochshow mit Calixto Neto, der auch nackt Samba tanzte.
„La-la-la, la-la-la, la-la-la-la-la-la-la-la-la. / La-la-la, la-la-la, la-la-la-la-la-la-la-la-la. / Huh“: So beginnt Roberto Blancos Schlager „Samba si! Arbeit no!“. So eine Samba-Sause-Stimmung wollten offenbar auch die Wiener Festwochen anbieten und luden nach Arbeitsschluss in die Betonhallen des Brut Nordwest. Der in Brasilien geborene Tänzer und Choreograf Calixto Neto hatte sich einen sympathischen, bunten Abend ausgedacht – heiter, leicht, übermütig, mit nur einer minimalen Prise Nachdenklichkeit gewürzt.
Dabei stand ein Gericht im Zentrum: „Feijoada“, Portugiesisch für „Bohneneintopf“. Quasi das Gulasch der Portugiesisch-Sprechenden. In Brasilien und Angola gilt der Eintopf als Nationalgericht. Die Hauptzutaten sind schwarze Bohnen und Fleisch. Letzteres in Varianten, wie Trockenfleisch, geräucherte Würste, Zunge, Schweineohren und -füße. Dazu kommen Nelken, Lorbeer, Pfeffer, Knoblauch, Zwiebel. Als Beilagen reicht man Reis, geröstetes Maniokmehl, Orangenstücke und Kohl, fein geschnitten, wie Calixto Neto berichtete.
Dabei umschritt er einen Kreis aus in weißes Leinen gesteckten Musikern, ein paar am Schlagzeug, einen Sänger mit Gitarre und einen mit Ukulele. Das Publikum saß auch rundherum. Aber das Zentrum, an der Stirnseite, war eine Kücheninsel. Dort stand Livia Pires Marta und kochte in Echtzeit Feijoada.
Tipps gegen die Blähkraft
Die Bohnen, so verriet Neto ein Geheimnis, hatte sie über Nacht eingeweicht. Das mindert die Blähkraft der kleinen Hülsenfrüchtchen. Neto und andere tanzten auch, begannen Persönliches zu erzählen. Eine sprach „Portugiesisch“ und streckte herzig frech ihre „mother tongue“ ins Publikum von „Vienna“. Als Höhepunkt zog sich Neto aus, stieg in silbrig glitzernde Karneval-Kothurne mit Stiefelschäften bis übers Knie und tanzte Samba nackt, wie erstmals und zuletzt vor 20 Jahren Luiz de Abre. Das sorgte für ein betreten herzliches Hallo!
Der im Werden befindliche Eintopf verströmte immer intensiveren Fleischgeruch dazu. Seine Kochzeit ist rund zweieinhalb Stunden. Die mussten erst überbrückt werden. Also animierten die Tänzer und Musiker das Publikum nicht nur, für brasilianische Sozialprojekte in eine Schirmkappe Geld zu stecken, sondern auch selbst im Sambaschritt durch die Gegend zu hüpfen. Auch die Köchin legte ein Solo hin.
Am Ende war die Kappe voll und das Publikum durfte sich für ein Portiönchen Feijoada anstellen. Da ging einem nicht nur das Herz auf!