Linguistik

Was das "kaputene" Deutsch über uns verrät

National Archives of Australia
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Im kolonialen Neuguinea schufen Kinder in einem von Missionaren geführten Internat die einzige deutsche Kreolsprache. Dieses „Unserdeutsch“ ist ein Schatz für Forscher, die nach dem Ursprung allen Sprechens fahnden.

Es war um 1900, da wollte auch das Deutsche Reich mitmischen bei der Aufteilung der Welt unter Europas Kolonialherren. Da gründeten katholische Priester und Schwestern eine Herz-Jesu-Mission in „Herbertshöhe“ auf „Neupommern“, der größten Insel des „Bismarck-Archipels“ in Deutsch-Neuguinea. Sie sahen es bald als ihre christliche Pflicht, Kinder einzusammeln, von Neugeborenen bis zu Sechsjährigen, um ihnen das „Kanakentum“ auszutreiben. Manche waren Waise, die meisten aber Kinder, die indigene Frauen mit Zuwanderern aus Europa oder Asien gezeugt hatten. Ihre Haut war nicht dunkel und nicht hell, sie gehörten nirgends dazu, sie waren als „Mischlinge“ stigmatisiert.

Man nahm sie ihren Müttern weg und brachte ihnen im Internat brachial Deutsch bei. Wenn sie es wagten, in Pidgin-Englisch oder einem der vielen indigenen Idiome zu reden, schlug man sie mit dem Stock oder band sie über Nacht an einen Baum. Und was taten die Zöglinge in ihrer verzweifelten Lage? Sie erfanden ihre eigene Sprache, in der sie miteinander flüsterten, in den Schlafräumen, wenn sie unter sich waren. Zuweilen nannten sie es beschämt das „kaputene“ Deutsch, öfter aber stolz „Unserdeutsch“.

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