Mein Donnerstag

Schreiben Sie mir bloß kein E-Mail!

Barack Obama Campaigns Across U.S. Ahead Of Primaries
Barack Obama Campaigns Across U.S. Ahead Of Primaries(c) Getty Images (Mark Wilson)
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Es soll diese Menschen geben, die nur mit einem leeren Posteingang in den Feierabend gehen. Das kann nur ein Märchen sein.

Elftausendfünfhunderteinundzwanzig E-Mails. Und davon zweitausendachthundertsiebzehn Ungelesene. Das ist der aktuelle Status meines Posteingangs zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes. Es soll ja diese Menschen geben, die nur mit einem leeren, aufgeräumten Posteingang in den Feierabend gehen. Mir kommt das eher wie ein Märchen vor.

Aber vielleicht kann ich es mir auch einfach nicht vorstellen, weil ich schon seit langer Zeit kapituliert habe: vor den Newslettern, den Werbemails, den Veranstaltungshinweisen, den Spam-Nachrichten. Egal wie motiviert ich bin, jetzt aber wirklich (!) einmal Ordnung zu halten – die E-Mail-Flut holt mich immer wieder ein. Nur der gefürchtete „Ihr Postfach ist voll“-Blinkhinweis zwingt mich dann alle paar Monate zum Handeln und zum schonungslosen Löschen.

Dabei gäbe es noch einen anderen guten Grund für ein bisschen mehr Ordnung im Posteingang: E-Mails haben einen nicht unwesentlichen ökologischen Fußabdruck. Das liegt vor allem an dem Strom, der dafür aufgewendet wird: Beim Schreiben, beim Schicken, beim Lesen und – am allermeisten – beim Speichern. Denn jedes nicht gelöschte E-Mail liegt gezwungenermaßen auf irgendeinem Server und sorgt so für einen konstanten Stromverbrauch.

Der CO2-Ausstoß einer einzelnen Nachricht ist zu vernachlässigen. Auf die Summe gerechnet allerdings weniger: Laut Schätzungen des „Guardian“ produziert der jährliche E-Mail-Verkehr eines typischen Berufstätigen so viel CO2-Äquivalente wie ein durchschnittliches Auto auf 320 Kilometern.

Ganz darauf zu verzichten ist natürlich utopisch. Aber vielleicht ist es ein Ansporn, den Newsletter aus Uni-Zeiten doch endlich zu kündigen. Und die täglichen Mails des Yogastudios, bei dem man ein einziges Mal schnuppern war. Um dann vielleicht doch irgendwann sehen zu können, wie sich ein leeres Postfach anfühlt.

Überzeugt? Schreiben Sie mir bloß kein E-Mail!

E-Mails an teresa.wirth@diepresse.com

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