Senat stimmt zu

Schuldengesetz beschlossen: USA wenden Zahlungsunfähigkeit ab

US-Präsident Joe Biden kann vorerst aufatmen. Bis zuletzt hatten die Demokraten mit den Republikanern erbittert um einen Kompromiss gerungen. Allerdings sind nicht alle glücklich über den den Deal.
US-Präsident Joe Biden kann vorerst aufatmen. Bis zuletzt hatten die Demokraten mit den Republikanern erbittert um einen Kompromiss gerungen. Allerdings sind nicht alle glücklich über den den Deal.APA/AFP/JIM WATSON
  • Drucken

Nach dem Repräsentantenhaus billigt auch der Senat einen Gesetzentwurf, mit dem das Schuldenlimit in den USA vorerst ausgesetzt werden soll. Der US-Regierung wäre in wenigen Tagen das Geld ausgegangen.

Eine drohende Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ist abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus billigte am späten Donnerstagabend (Ortszeit) auch der Senat in Washington einen Gesetzentwurf, mit dem die staatliche Schuldenobergrenze in den USA vorerst ausgesetzt wird. Ohne den Schritt wäre der US-Regierung in wenigen Tagen das Geld ausgegangen. Bis zuletzt hatten die Demokraten von Präsident Joe Biden mit den Republikanern erbittert um einen Kompromiss gerungen.

Mit dem abschließenden Votum im Kongress endet eine lange politische Zitterpartie, die in den USA und darüber hinaus große Sorgen vor einer wirtschaftlichen Krise ausgelöst hatte. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft hätte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen können. Die politische Hängepartie in Washington hatte daher auch an Börsen für Unruhe gesorgt.

63 von 100 Senatoren stimmten nun für den Gesetzentwurf, mit dem die Schuldenobergrenze bis 2025 ausgesetzt wird, während zugleich die staatlichen Ausgaben in den kommenden zwei Jahren beschränkt werden. Die nötige Mehrheit in der Kongresskammer wurde so erreicht. Damit ist sichergestellt, dass die Regierung nicht in wenigen Tagen zahlungsunfähig wird. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte zuletzt gewarnt, dieser dramatische Fall könnte am Montag eintreten. Die Lösung kam somit erst denkbar kurz vor Ablauf der Frist zustande.

Unterzeichnung Bidens reine Formalie

Das US-Repräsentantenhaus hatte den Gesetzentwurf am Mittwochabend verabschiedet. Nach dem finalen Votum im Senat muss Präsident Biden das Gesetz nun noch unterzeichnen, um es in Kraft zu setzen. Das gilt jedoch als reine Formalie.

Der Hintergrund des Schuldendramas: In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine Schuldenobergrenze fest und bestimmt damit, wie viel Geld sich der Staat leihen darf. Diesmal artete das Prozedere in erbittertes parteipolitisches Gezerre und ideologische Grabenkämpfe zwischen Demokraten und Republikanern aus.

Die Republikaner, die seit Jänner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus haben, verweigerten über viele Wochen eine Anhebung der Schuldenobergrenze und verlangten deutliche Kürzungen der staatlichen Ausgaben. Sie argumentierten, die Regierungsausgaben seien außer Kontrolle geraten und hätten ein verantwortungsloses Ausmaß angenommen. Die Demokraten wiederum warfen den Republikanern vor, ein ökonomisches Desaster für das Land zu riskieren, nur um sich politisch zu profilieren.

Zähe Verhandlungen seit Wochen

Biden und der republikanische Vorsitzende im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, hatten in den vergangenen Wochen in zähen Verhandlungen um einen parteiübergreifenden Kompromiss gerungen und erst am vergangenen Wochenende einen Deal präsentiert. Der Kompromiss sieht vor, dass der Umfang des Bundeshaushalts, den die Demokraten unter Biden vergrößern wollten, faktisch eingefroren wird. Dafür werden die Budgets vieler Bundesbehörden und Ministerien angepasst. Die Republikaner konnten auch durchsetzen, dass Empfänger bestimmter Sozialleistungen einen Job nachweisen müssen. Die Demokraten wollten die staatlichen Einnahmen eigentlich durch die stärkere Besteuerung von Reichen erhöhen. Dagegen wiederum stemmten sich die Republikaner.

Mit dem Deal sind viele Demokraten wie auch Republikaner unzufrieden. Linke Demokraten beklagen etwa Kürzungen im sozialen Bereich. Rechten Republikanern gehen die Einsparungen nicht weit genug. Und auch viele moderate Politiker aus der Mitte beider Parteien sind keineswegs begeistert. Angesichts der drohenden dramatischen Konsequenzen durch einen Zahlungsausfall stimmten jedoch ausreichend Kongressmitglieder aus beiden Lagern für den Deal und sicherten so die nötige Mehrheit im Parlament.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das verlängerte Wochenende brachte nicht nur Feiern zum Memorial Day, sondern auch einen Deal in D. C.
Budget

Der US-Schuldenstreit ist gelöst, der Ärger bleibt

Wochenlange Verhandlungen sind geschafft, ein Deal gefunden. Doch die Parteien sind verärgert über ihre Führung.
Joe Biden und Kevin McCarthy besiegelten am Wochenende einen Kompromiss für einen Gesetzesentwurf zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit.  (Archivbild)
Abstimmung

US-Schuldenstreit: Ausschuss macht Weg für Schuldenkompromiss frei

Der Schulden-Deal hat eine wichtige Hürde im US-Kongress genommen. Am Mittwoch soll darüber diskutiert und abgestimmt werden. Schon im Vorfeld wird der Widerstand einiger Republikaner deutlich.
US-Haushalt

Joe Biden und Kevin McCarthy einigen sich im US-Schuldenstreit

Der US-Präsident und der Vorsitzende des Repräsentantenhauses besiegeln einen Kompromiss für einen Gesetzesentwurf zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit.
US-POLITICS-ECONOMY-DEBT-BIDEN-MCCARTHY
Debt Ceiling

Warum die US-Schuldenbombe weiter tickt

Keine zehn Tage bleiben, um den Streit um das US-Budget zu klären. Gelingt das nicht, droht eine Krise wie 2008. Was sind die Aussichten?
Konjunktur

US-Wirtschaft wächst stärker als angenommen

Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 1,3 Prozent zu, wie das Handelsministerium  mitteilte. Getragen wurde das Wachstum vor allem vom privaten Konsum.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.