Ermittlungen

Schiffsunglück am Lago Maggiore: Warum waren 21 Geheimdienstler an Bord?

Nach dem tragischen Unglück auf dem Lago Maggiore am Pfingstwochenende laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.
Nach dem tragischen Unglück auf dem Lago Maggiore am Pfingstwochenende laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.APA/AFP/VIGILI DEL FUOCO/HANDOUT
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Vier Menschen starben bei dem Bootsunglück vom vergangenen Sonntag am Lago Maggiore. Nun wurde bekannt: Bei den Passagieren handelte es sich offenbar um Mitarbeiter des italienischen und israelischen Geheimdienstes.

Die Geschichten, die italienische Medien derzeit zum Schiffsunglück auf dem Lago Maggiore vom Pfingstwochenende publizieren, lesen sich wie Agententhriller: von einer „Mission des 007-Schiffsunglücks“ ist da die Rede, von einem „Schiffbruch der 007“, von einer „Geheimagenten-Party mit bösem Ausgang“. Tatsache ist: Am Wochenende starben bei einem Bootsunglück auf dem Lago Maggiore in Italien vier Menschen. 19 weitere konnten gerettet werden. Und nun wurde bekannt: Fast alle davon waren Geheimagenten, konkret, Mitglieder italienischer und israelischer Geheimdienste. Die Staatsanwaltschaft in der norditalienischen Stadt Varese ermittelt über die Hintergründe des Schiffsunglücks.

Ein Todesopfer, ein 53-jähriger Israeli, war ein Ex-Mossad-Mitglied, berichteten italienische Medien. Sein Leichnam wurde bereits in die Heimat geflogen. Alle Israelis, die das Schiffsunglück überlebt hatten, wurden mit einem Privatjet in die Heimat zurückgebracht, der normalerweise für sensible und offizielle Flüge benutzt wird. Israelische Überlebende, die nach dem Unglück behandelt werden mussten, berichteten, sie seien Mitglieder einer israelischen Regierungsdelegation.

Was machen Geheimdienstler auf einem Freizeitboot?

Viele Fragen sind derzeit noch offen. Auch zur genauen Zahl aktiver oder ehemaliger Mitarbeiter des italienischen bzw. des israelischen Geheimdienstes gibt es unterschiedliche Angaben, viele Medien berichten von 21 anwesenden Agenten, andere von 19. Unklar ist jedenfalls, warum es überhaupt zum Treffen der Geheimdienstler am Lago Maggiore gekommen war. Gerüchte gibt es verschiedene. So kursieren Spekulationen, dass sie russischen Oligarchen mit Villen am Lago Maggiore und in der Schweiz auf der Spur gewesen sein sollen. Nicht ausgeschlossen wird, dass die Geheimdienstagenten einem Magnaten und seinem Geld hinterher waren. Vermutet wird auch, dass die israelischen Geheimdienste Kontakte zwischen italienischen und iranischen Firmen nachgingen, die auf den Bau von Drohnen spezialisiert sind.

Die vier Todesopfer sollen nicht obduziert werden. Der Gerichtsmediziner stellte in dem Attest, das den Richtern vorgelegt wurde, fest, dass die zwei Frauen und zwei Männer ertrunken seien. Bei den Toten handelt es sich neben dem israelischen Geheimdienstagenten um die russische Lebensgefährtin des italienischen Schiffskapitäns und um zwei Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes Aise. Der Kapitän, der fließend Bulgarisch spricht, soll in den nächsten Tagen auf die Fragen der Ermittler antworten.

Die Oppositionspartei "+Europa" forderte die italienische Regierung auf, zu erklären, ob man bei dem Schiffsunglück am Lago Maggiore "einen Anschlag durch Geheimdienste aus Drittländern" ausschließen könne. Es sei wahrscheinlich, dass die Gruppe von Geheimdienstagenten am Ende einer bilateralen Mission Informationen im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine ausgetauscht hätten, hieß es in einer Anfrage der Partei an die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni.

Boot überfüllt?

Unterdessen versuchten die Einsatzkräfte am Donnerstag weiter, das in Slowenien zugelassene Boot zu bergen und an Land zu bringen. Nachdem Versuche zu Wochenbeginn gescheitert waren, erwägt die Feuerwehr offenbar den Einsatz eines Spezialkrans. Auf Videos war zu sehen, wie das Boot zwar mit Ballons aus rund 15 Metern Tiefe zum Teil an die Oberfläche geholt wurde. Danach gelang es zunächst aber nicht, das Gefährt ans Ufer zu ziehen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft hat sich die Unterlagen beschafft, angefangen bei den Zulassungspapieren des Bootes, in denen die technisch-rechtlichen Daten enthalten sind, darunter der Tiefgang des Rumpfs, eventuelle Erweiterungs- oder Modernisierungsarbeiten und die Sicherheitsausrüstung. Nicht ausgeschlossen wird, dass das Boot für 25 Personen an Bord zu klein war.

(red/ag)

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