Architektur

Dem Wesen der Orte auf der Spur

Daniel Büchel atomisiert Einbauschränke, verschiebt Kontexte virtuos und lebt sich buchstäblich in seine gestalterischen Projekte vor Ort ein.

Der Spiegel – vielleicht die respektvollste räumliche Intervention, die ein Gestalter setzen kann. Vor allem in einem längst ikonischen Entwurf von Otto Wagner, dem Kassensaal der Postsparkasse, inzwischen Schauplatz des „Angewandte Interdisciplinary Lab“. Die Bank und ihre Geschäfte sind längst ausgezogen. Mitsamt Tonnen von Möbeln. Im Keller hat der Architekt Daniel Büchel trotzdem noch ein paar Tische entdeckt. Ihre verspiegelten Tischplatten, eine fast beiläufig eingezogene neue visuelle Ebene. Im imposanten Saal, der jetzt ganz neue Aufgaben übernimmt. Und Büchel hatte dabei auch keine ganz leichte: nämlich das Café Exchange hereinzuholen. Als „Marktplatz von Ideen und Visionen“, wie es die Angewandte beschreibt. Samt ausgezeichnetem Kaffee und kleinen Speisen.

Ein paar ausrangierte Perserteppiche, ein paar Stühle plus simplen Spiegeleffekt, mehr wollte Büchel dem Kassensaal visuell nicht zumuten: „Was soll ich mich hier mit Otto Wagner gestalterisch anlegen?“, fragt er sich. Manche der Stühle fand er vor Jahren auf einem Bauschutt-Container. Jene, die Franz Schuster Ende der 1950er-Jahre für das Forum Stadtpark in Graz entworfen hatte. In Büchels riesigem Fundus, der in einer noch viel riesigeren Halle in Wien inzwischen eine Basis gefunden hat, haben sie drauf gewartet, bis sie wieder dran sind. Die erste Heimat der Stühle war ein Pflegeheim der Caritas im Prater. Daniel Büchel hatte es gemeinsam mit dem Architekturbüro AllesWirdGut in das magdas Hotel beim Prater verwandelt. Schon in diesem Projekt hatte Büchel an Ort und Stelle abgeliefert, was seine Arbeit profiliert: gestalterische Haltung. Weniger die eitlen Entwürfe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.