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Mitreden: Wird die Miete bald unleistbar?

Immer mehr Menschen in Österreich rechnen zukünftig mit Zahlungsschwierigkeiten bei Wohnkosten. Im Juli droht Tausenden Haushalten die nächste Preiserhöhung. Würde die heiß diskutierte Mietpreisbremse Abhilfe schaffen?

Die Wohnungszufriedenheit sei in Österreich „sehr hoch“, sagte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, als er am Mittwoch aktuelle Wohnungsdaten präsentierte. Diese rückten mehr denn je in den Fokus, auch, weil die Diskussion um eine Mietpreisbremse neuen Boden gewinnt.

Zwar sind die Mieten so stark gestiegen wie noch nie, aber der Anteil der Wohnkosten am Einkommen habe sich angesichts der gestiegenen Löhne kaum verändert. Trotz steigender Mieten und Zinsen kam es daher zu keinem Anstieg des Zahlungsverzugs. Auf einer Skala von null bis zehn liege der Zufriedenheitswert aktuell bei 8,4, so Thomas.

Der Blick in die Zukunft fällt allerdings wenig zuversichtlich aus. „Es könnten bald deutlich mehr werden, die sich das Wohnen nicht mehr leisten können“, schreibt „Presse“-Redakteurin Madlen Stottmeyer. Anders als bei den bereits eingetretenen Zahlungsrückständen habe sich die Anzahl von Personen, die befürchten, ihre Wohnungskosten nicht mehr bezahlen zu können, gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Knapp ein Viertel der Befragten rechnet zukünftig mit Zahlungsschwierigkeiten. Das sei ein Indiz für einen Anstieg der Delogierungen heuer, sagte Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria.

Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Bereits im Juli droht rund 135.000 Haushalten aufgrund der steigenden Kategoriemieten die nächste Preiserhöhung.Vier Erhöhungen in 15 Monaten von insgesamt fast 24 Prozent - das ist für viele nicht mehr machbar“, sagte Walter Rosifka, Wohnrechtsexperte der Arbeiterkammer (AK) in einer Aussendung am Montag.

Ab einer bestimmten Summe müsse man sich „die Frage stellen, ob nicht doch der Kauf eines Eigentums die sinnvolle Alternative ist – auch wenn die Preise in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen sind“, schreibt Madlen Stottmeyer in einer aktuellen Analyse der Immobilienpreise in Österreich. Die Preisentwicklung sei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Mit Ausnahme Wiens zeige sich ein preisliches West-Ost-Gefälle. Die preislichen Nachzügler Steiermark, Kärnten und das Burgenland würden inzwischen jedoch spürbar aufholen. Auch wenn die Einkommen nominal in den nächsten Jahren steigen, viel leistbarer werden Immobilien nicht.

Und wie ist es um die heiß diskutierte Mietpreisbremse bestellt? Diese hätte kaum einen Einfluss auf die derzeit hohe Inflation, sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Der Anstieg der Mieten habe 2022 nur 0,05 Prozentpunkte zur Inflationsrate beigetragen. Für den Einzelnen könne eine Mietpreisbremse Erleichterung bringen. Insgesamt sorge aber nur ein höheres Wohnungsangebot für Entspannung am Immobilienmarkt, also eine stärkere Bautätigkeit.

Diskutieren Sie mit: Befürchten Sie, dass die Wohnungsmiete bald unleistbar wird? Würden Sie aufgrund steigender Mietpreise in ein anderes Bundesland umziehen? Und: Braucht Österreich eine Mietpreisbremse?

(ham)

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