Missbrauchsvorwürfe

Rammstein-Skandal: Verlag beendet Zusammenarbeit mit Sänger Lindemann

Till Lindemann im Sommer 2022.
Till Lindemann im Sommer 2022.(c) IMAGO/Scanpix
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Ein Gedicht von Till Lindemann, das eine Vergewaltigungsfantasie beschreibt, sorgte schon 2020 für Kritik. Nachdem nun Missbrauchsvorwürfe publik wurden, beendet KiWi die Zusammenarbeit.

Nach schweren Vorwürfen gegenüber dem „Rammstein“-Sänger Till Lindemann, beendet der Verlag Kiepenheuer & Witsch am Freitagnachmittag mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Lindemann. Nach auf Social Media veröffentlichten Vorwürfen der Irin Shelby Lynn, veröffentlichten zuletzt der NDR und die „Süddeutsche Zeitung“ ausführliche Recherchen, im Zuge derer sich weitere Frauen öffentlich äußerten und von sexuellen Handlungen ohne Zustimmung berichteten.

Nun gab der Verlag Lindemanns, bei dem zwei Gedichtbände des Sängers erschienen, an, die Zusammenarbeit zu beenden. „Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen“, hieß es dazu von Verlegerin Kerstin Gleba in einem Statement. Das Vertrauensverhältnis zum Autor sei „unheibar zerrüttet“.

Was darf das „lyrische Ich“?

Der Verlag war zuletzt immer wieder als Verfechter der Trennung zwischen der textlichen Instanz des „lyrischen Ich“ und des realen Autors aufgetreten. Denn die beiden Gedichtbände „In stillen Nächten“, erschienen im Jahr 2013, und „100 Gedichte“, erschienen im Jahr 2020, wurden immer wieder kritisiert, da darin Vergewaltigung und der Einsatz von K.-o.-Tropfen thematisiert wird.

Im 2020 erschienen Gedicht „Wenn du schläfst“ finden sich etwa Sätze wie „Ich schlafe gerne mit dir wenn du schläfst, wenn du dich überhaupt nicht regst.“ oder „Und genauso soll es sein (so soll das sein so macht das Spaß), etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas).“ Damals betonte der Verlag, die fiktive Textinstanz des „lyrischen Ich“ sei nicht mit dem realen Autor gleichzusetzen.

Hauptgrund für die jetzige Beendigung der Zusammenarbeit sei, so das Statement, dass der Gedichtband „In stillen Nächten“ auch in einem Porno-Video von Lindemann vorkomme. Neben brutalen Sexszenen sei in dem Clip auch das Buch zu sehen und werde für sexuelle Handlungen gebraucht. Vom Verlag war zunächst nicht zu erfahren, seit wann dieses Video bei den zuständigen Stellen bekannt ist.

Die strikte Trennung zwischen Kunstfreiheit und realen Handlungen, „die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem ‚lyrischen Ich‘ und dem Autor/Künstler“, werde dadurch „vom Autor selbst verhöhnt“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Das sei, so der Verlag, als Vertrauensbruch und als „rücksichtsloser Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten“ zu deuten.

(chrima)

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