Geld

Was soll der digitale Euro?

Geld direkt von der Zentralbank, das durch keine Bankenpleite bedroht ist – das klingt vielversprechend, birgt aber auch Risiken.

Auf der Homepage der Europäischen Zentralbank ist vom digitalen Euro erst im Konjunktiv die Rede: „Ein digitaler Euro wäre ein elektronisches Zahlungsmittel.“ Er wäre sicher wie Bargeld, man könne aber auch per Karte oder App damit bezahlen. „Wir überlegen, digitales Zentralbankgeld in Europa einzuführen. Damit wollen wir auf die steigende Nachfrage nach sicheren und zuverlässigen elektronischen Zahlungsmitteln reagieren.“

Noch sei das Projekt in der Untersuchungsphase, man habe sich aber bereits intensiv mit den Vor- und Nachteilen auseinandergesetzt. Der digitale Euro solle „leicht zugänglich, robust, sicher, effizient und rechtskonform“ sein. „Außerdem sollte ein Höchstmaß an Datenschutz gewährleistet werden.“ Damit spielt die EZB auf den Hauptkritikpunkt an.

Der digitale Euro wäre staatliches Geld – im Gegensatz zu privatem Geld wie dem gescheiterten Facebook-Projekt Libra oder Worldcoin, dem Zweitprojekt von Open-AI-Chef Sam Altman, und im Gegensatz zu öffentlichem Geld wie Bitcoin, hinter dem kein Staat und keine Firma stehen, stellte Bitcoin-Podcaster Niko Jilch kürzlich auf einer Bitcoin-Konferenz in Neufeld an der Leitha (Burgenland) fest.

Im Gegensatz zu Giralgeld wäre der digitale Euro keine Verbindlichkeit der Bank, sondern wirklich Eigentum. Im Idealfall würde der digitale Euro die Vorteile von Bargeld (wirkliches Eigentum) mit Giralgeld (praktisch) verbinden.

In Japan habe man ein derartiges Projekt wieder abgedreht, weil sich die Nachfrage in Grenzen hielt, berichtet Jilch. Nachteil von digitalen Zentralbankwährungen wäre die mögliche Bedrohung der Privatsphäre. Regierungen könnten direkt Zugriff auf die Konten haben, während sie jetzt noch den Umweg über die Banken gehen müssen. Auch wenn diese Möglichkeit zunächst ausgeschlossen werde, gebe es sie. Und Garantien könnten jederzeit gebrochen werden. „Einen Notfall gibt es immer.“ Doch selbst wenn die Staaten ihr Versprechen einhalten, höchstmögliche Privatsphäre zu garantieren, wäre eine digitaler Euro ein begehrtes Angriffsziel (Honeypot) für Hacker.

Politischer Missbrauch wäre möglich

Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) könnten auch zu politischem Missbrauch einladen, vor allem, wenn sie programmierbar wären. Man könnte ihre Nutzung an Bedingungen knüpfen, ihre Nutzung nur bei Wohlverhalten erlauben oder sie mit einem Ablaufdatum versehen. Eine Programmierbarkeit ist derzeit freilich nicht geplant.

Jilch kann der Debatte um den digitalen Euro durchaus Positives abgewinnen: „Die Banken interessieren sich plötzlich für Bitcoin.“ Denn theoretisch bedroht der Vorstoß der Notenbank ihr Geschäft. Praktisch wird es nicht so schlimm kommen: Derzeit ist eine Obergrenze von 3000 digitalen Euro pro Person angedacht, die Banken dürften wohl als Dienstleister fungieren.

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