Österreich

Wachstumsdynamik schwächt sich ab

Die heimische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal. Die Umsätze in der Industrie gingen zum bereits zweiten Mal in Folge zurück. Der Tourismus wirkt als Stütze.

Wien. Die heimische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal weiter, allerdings mit weniger Schwung als in den Vorquartalen. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) blieb gegenüber dem vierten Quartal 2022 mit plus 0,1 Prozent nahezu unverändert, teilte die Statistik Austria mit. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 wuchs die heimische Wirtschaft laut Statistik real um 1,9 Prozent.

„Österreichs Wirtschaft erweist sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen als robust“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Die Wachstumsdynamik habe sich aber „in nahezu allen Wirtschaftsbereichen abgeflacht“. Spürbar nachgelassen habe die Dynamik in der Industrie und im Bau. Zum Vorkrisenniveau verzeichnet der Sektor zwar immer noch ein Plus von 35,5 Prozent, die Industrieumsätze sind jedoch im April 2023 bereits zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen.

Besonders dynamisch entwickelte sich dagegen der Tourismus, dieser werde derzeit „zur Stütze des insgesamt schwächelnden Wachstums“, so Thomas. Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau hinke die Branche zwar noch etwas hinterher, nun komme der Sektor aber mit mehr Schwung aus der Krise heraus. Die Wintersaison 2022/23 sei bereits auf Normalniveau verlaufen, mit 69,3 Millionen Nächtigungen lag die Zahl auf dem Rekordniveau der Saison 2018/19.

Beherbergung erhöht die Inflation

Die Erholung im Tourismus treibt allerdings nicht nur das Wachstum, sondern auch die Inflation in Österreich nach oben. Im Mai ist sie laut Schnellschätzung mit 8,8 Prozent zwar auf den niedrigsten Wert seit fast einem Jahr zurückgegangen, sie sinkt aber langsamer als im übrigen Euroraum. Das liege „unter anderem an einem stärkeren Gewicht von Beherbergung und Gastronomie im Warenkorb“. In Österreich beläuft sich die Gewichtung im Warenkorb auf knapp 16 Prozent, in Deutschland sind es dagegen nur rund sieben Prozent.

Zwar seien Energie und Nahrungsmittel weiterhin Treiber der Teuerung, ihr Einfluss habe aber in den vergangenen Monaten abgenommen. „Nur noch ein Drittel der Inflationsrate erklärt sich durch diese Komponenten“, sagte Ingolf Böttcher, stellvertretender Direktor der Abteilung Volkswirtschaft der Statistik Austria. Dagegen steigt der Einfluss der Dienstleistungen. Hier legte die Teuerungsrate von sieben Prozent im Jänner auf 8,9 Prozent im April zu. Im Warenkorb machen Dienstleistungen fast die Hälfte des Gewichts aus. Bei fast allen Dienstleistungen würden sich die Steigerungen beschleunigen, so Böttcher. Bestimmende Faktoren seien der Tourismusboom, die steigende Lust auf Reisen und Lohnerhöhungen. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2023)

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