Interview

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr: „Früher haben wir Spanien und Portugal dafür ausgelacht, dass sie ihre Preise nicht im Griff hatten“

Gabriel Felbermayr in seinem Büro am Wifo im Wiener Arsenal. Minister würde er nicht sein wollen, sagt er zur „Presse“: „Die Politik reizt mich nicht.“
Gabriel Felbermayr in seinem Büro am Wifo im Wiener Arsenal. Minister würde er nicht sein wollen, sagt er zur „Presse“: „Die Politik reizt mich nicht.“ Clemens Fabry
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Die deutlich über dem Schnitt der Eurozone liegende Inflation bringt Gefahren, über die sich in Österreich noch kaum jemand bewusst ist, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Er empfiehlt den Blick in den Süden der EU, um Österreich ein griechisches Schicksal zu ersparen.

Die Presse: Die Inflation ist im Mai gesunken, mit 8,8 Prozent aber immer noch hoch und vor allem deutlich höher als in der Eurozone. Das Wifo hat vor einem Jahr die Hälfte prognostiziert. Warum haben Sie die Inflation so unterschätzt?

Gabriel Felbermayr: Alle haben die Inflation unterschätzt. Nicht nur in Österreich, sondern auch die EZB und der IWF. Konkret unterschätzt wurde dabei das Zusammenstoßen einer importierten Inflation über die Energiepreise und der hohen Liquiditätsreserven überall. Zuvor wurde ja jahrelang die Geldmenge ausgeweitet und es wurden hohe staatliche Defizite eingegangen. Dennoch gab es keine Inflation. In einem solchen Umfeld können die Unternehmen ihre stark steigenden Kosten problemlos überwälzen. Und das ist historisch schon ungewöhnlich. Ein Grund dafür war auch, dass vor allem in den Industriestaaten während der Pandemie die Konten der Menschen befüllt wurden, obwohl diese gar keine Ausgaben tätigen konnten. Diese Überschuss-Ersparnisse sind nach wie vor nicht ganz abgebaut. Vielerorts reibt man sich die Augen, warum der Konsum weiterhin so gut läuft.

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