Albertina

Die ungebrochene Lust an der Antike

„Das Menschengeschlecht vom Elemente des Wassers bedroht“, Robert von Langer, 1804.
„Das Menschengeschlecht vom Elemente des Wassers bedroht“, Robert von Langer, 1804. Albertina
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Die dramatische Gebärde ist gar nicht passé: Eine Ausstellung über das klassizistische Historienbild erinnert an aktuelle Klimakleber und Pressefotos.

Was macht das Weib, wenn die Sintflut naht? Es sinkt darnieder, nackt natürlich, in idealer marmorner Opferpose. Der Mann dahinter stiert, was sonst, darüber hinweg. Siehe Abbildung. Es fällt 2023 nicht leicht, vor Robert von Langers Bildfindung für die Wettbewerbsaufgabe der Weimarer Kunstfreunde 1804 – „Das Menschengeschlecht vom Elemente des Wassers bedroht“ – in heiliger Ernsthaftigkeit zu verharren. Nein, die klassischen oder klassizistischen Geschlechterrollen lassen sich schwer ins Heute übersetzen. Die begnadeten Körper und tugendhaften Geister, die einem die Künstler des 18., 19. Jahrhunderts serviert haben, lassen heutige Makellosigkeitsfilter in sozialen Medien samt deren Genderstereotypen vergleichsweise divers erscheinen.

Auf den ersten Blick wirkt die große Sommerausstellung der Albertina wie aus der Zeit gefallen mit ihrem Thema, dem Historienbild um 1800. Der Titel „Götter, Helden und Verräter“ macht das noch kaum wett. Aber sie lässt einen dann doch überrascht zurück, über unseren Zeitgeist grübelnd.

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