Interview

Ökonomin Karen Horn: "Adam Smith ist vielfach instrumentalisiert worden"

Adam Smith (1723-1790).
Adam Smith (1723-1790).(c) Getty Images (Hulton Archive)
  • Drucken

Sowohl Befürworter als auch Gegner hätten Adam Smith falsch interpretiert, sagt die deutsche Ökonomin Karen Horn. Er sei kein Gläubiger eines völlig unkontrollierten freien Marktes, sondern ein pragmatischer Vordenker der sozialen Marktwirtschaft gewesen.

Adam Smith gilt als Begründer der modernen Ökonomie. Wie sehr läuft unsere Wirtschaft so, wie er es in seinem Hauptwerk „The Wealth of Nations“ beschrieb?

Karen Horn: Zunächst einmal: Ja, Smith wird in der Tat gern als Begründer der Ökonomie bezeichnet. Aber die Menschheit hat über dieses Thema schon lang zuvor nachgedacht. Allerdings hat es Smith als Erster geschafft, seine ökonomische Erkenntnis in ein zusammenhängendes Gesamtsystem zu bringen, auf dessen Grundlage eine eigenständige akademische Disziplin entstehen konnte. Zum Wirtschaftssystem: Der „Wealth of Nations“ ist natürlich in seinem historischen Kontext zu verstehen und in den wirtschaftspolitischen Empfehlungen nicht eins zu eins auf heute zu übertragen. Unser Wirtschaftssystem heute ist viel weiter entwickelt als alles, was er kannte. Die Arbeitsteilung, deren Führungsrolle auf dem Weg zur gesellschaftlichen Prosperität er kausal beschreibt, ist viel intensiver geworden. Und selbst wenn es heute noch immer die große Versuchung des Protektionismus gibt, sind wir in Sachen Freihandel doch schon um einiges weiter.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein Hafen war für Adam Smith in seinen Jugendjahren Demonstrationsobjekt für freien Handel und Entwicklung von Preisen. Hier der Hafen von Brest (Frankreich) im 18. Jahrhundert.
Moderne Ökonomie

Adam Smith – der schottische Aufklärer

Dass die moderne Ökonomie als trockene Angelegenheit gilt, ist nicht die Schuld ihres Begründers. Das Universalgenie Adam Smith hatte stets auch die Sorgen und Ängste der Menschen im Blickfeld. Ein Porträt zu seinem 300. Geburtstag.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.