Leitartikel

Die SPÖ ist eine andere Partei geworden

Doskozil muss nun zeigen, was er kann.
Doskozil muss nun zeigen, was er kann. (c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Die SPÖ ist politischer, auch ideologischer als zuvor. Hans Peter Doskozil hat die Macht erobert, aber noch nicht die Partei. Er kann nun zeigen, was er kann. Babler hat das bereits getan.

Man muss kein Shakespeare'sches Drama daraus machen, aber Politik hat auch mit Macht zu tun, mit der Eroberung von Macht. Bruno Kreisky, Jörg Haider oder Sebastian Kurz sind in ihren Parteien auch nicht vom Himmel gefallen, sondern kamen in ihr Amt, weil ein erklecklicher Teil der Funktionäre der Ansicht war, dass es so mit der bisherigen Führung nicht mehr weitergehen könne.

Hans Peter Doskozil hat sich jahrelang an Pamela Rendi-Wagner abgearbeitet, weil er der Meinung war, dass sie für die SPÖ-Spitze ungeeignet sei und keine Wahlen gewinnen könne. Er hat sie nun gestürzt und über Umwege selbst die Macht erobert. Nicht aus Selbstzweck, wie er meint, sondern für die Partei. Wie auch immer: Doskozil wird nun zeigen müssen, ob er es wirklich besser kann. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang.


Die Reden von Doskozil und Andreas Babler waren jedenfalls das politischste, was seit Langem auf SPÖ-Veranstaltungen zu hören war. Babler bekam die besseren Haltungsnoten, er hatte in der Tat ein rhetorisches Feuerwerk abgebrannt. Allerdings war nichts davon neu. Es war ein Best-of seiner Wahlkampfreden. Viele hatten diese jedoch nicht gehört, deswegen war der Überraschungseffekt so groß. Das soll Bablers Leistung nicht schmälern. Es ist überaus respektabel, was der kämpferische Underdog auf die Beine gestellt hat. Über seine altlinken Ansichten breiten wir den Mantel des Schweigens.

Doskozils Rede hatte man so zuvor noch nie gehört. Auch er hat damit seine Anhänger im Saal abgeholt. Es war eine burgenländisch grundierte, also alltagsnahe Version der Sozialdemokratie mit dem Angebot der Entscheidungsstärke. Sogar Selbstkritik schwang leise mit. Und eine bemerkenswerte Abrechnung mit dem Medienhaus der Fellners. Das erinnerte an Jörg Haider, der Parteitage gern für Medienschelte nützte. Und eines muss man auch erwähnen: die Stimme. Sie ist ein Handicap bei Reden. Polterer Babler, kraftvoll und laut, hatte es da leichter.

Wie geht es nun weiter? Koalitionsansagen bzw. –absagen wird man nicht so ernst nehmen müssen. Nach der Wahl schaut die Welt meist anders aus. Doskozil hat jedenfalls einmal eine Ampelkoalition angesagt, um im Sprech seiner Lieblingszeitschrift „Österreich“ zu bleiben. Aus dieser Nummer wird er aber irgendwie herausmüssen, wenn er sein zentrales Versprechen an die Genossen – Wähler von rechts der Mitte zu holen – wahr machen will. Denn viele ÖVP- und FPÖ-Wähler wird es nicht geben, die eine Doskozil-SPÖ wählen werden wollen, damit sie danach eine Ampel aus Rot, Grün, Pink bekommen.

Doskozil an sich könnte durchaus ein Angebot für ÖVP- und FPÖ-Wähler sein. Noch ist er es, in aktuellen Umfragen abgebildet, nicht. Die von Doskozil mit ausgelösten Querelen haben die SPÖ so weit hinabgezogen, dass sie nun auch ihn mit hinabziehen. Um da herauszukommen, wird Doskozil die SPÖ neu aufstellen und aufrichten müssen. Die Stunde der Wahrheit kommt spätestens am Tag der Nationalratswahl: Da muss Doskozil zeigen, dass er kann, was er Pamela Rendi-Wagner nicht zugetraut hat – eine Wahl zu gewinnen. Erst dann wird in der SPÖ wieder weitgehend Frieden einkehren. Wenn es wieder Jobs und Einfluss zu vergeben gibt.

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