Konzertkritik

Hans Zimmer: Pomp & Gloria, antiquiert und straff organisiert

Hans Zimmer und Ensemble boten am Samstag in der Wiener Stadthalle nichts Neues – das aber überzeugend.

Einmal Streber, immer Streber: Da hatte Guthrie Govan doch glatt seine einst durch harte Arbeit bei McDonalds erworbene Verdienstplakette mit den vier Sternen am Gitarrengurt hängen. Selbige war an diesem Abend heftigen Vibrationen ausgesetzt. Doch das, was Govan an progressiven Classic-Rock-Soli aus seinem Spielzeug zauberte, war komplett antiquiert – wie manch anderes, was da so über die Bühne stakste. Etwa Tina Gua, die ein Electric Cello mit rasant geführtem Bogen zum Ächzen brachte.

Kurios: die wuchtigen Tieffrequenzmotive, die Juan Garcia-Herreros aus seinem elektrischen Bass herauskitzelte. So etwas hat heute wahrscheinlich nur mehr in Hollywood-Soundtracks Platz. Deren Erfolgskomponist Hans Zimmer, schulisch gesehen alles andere als ein Streber, versteht es, aus konträren Musikern ein straffes Großensemble zu formen. Und aus mannigfaltigsten Soundästhetiken kompakte Mini-Symphonien zu erschaffen. Mehr als 10.000 Fans ließen sich in der Wiener Stadthalle gern auf den Trip ins klangliche Metaversum des sympathischen Deutschen ein, der seit Langem in Großbritannien lebt. Disparate Ethno-Sounds mischten sich da mühelos mit Streicherpathos und Popmusik-Reizen.

Die dreistündige Klangreise führte zu lieb gewordenen Melodien, von „Gladiator“ bis „Pirates of the Caribbean“. Highlight des Abends war der herzerweichende Gesang Lisa Gerrards, changierend zwischen Opernhaftigkeit und Deep Soul. Zimmer glänzte indessen mit nachdenklichen Klavierläufen – und mit der emsigen Organisation des Gesamtklangs. (sam)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.