Verteidigungsminister Li Shangfu gibt bei einem Sicherheitsgipfel den Hardliner: Er warnt vor der Schaffung „Nato-ähnlicher Bündnisse“ im indopazifischen Raum.
Der Shangri-La-Dialog im südostasiatischen Stadtstaat Singapur, benannt nach einem fiktiven paradiesischen Ort in Tibet, ist seit zwei Jahrzehnten das größte multilaterale Treffen von Politikern, Militärs, Fachleuten und Publizisten zum Thema Sicherheitspolitik im asiatisch-pazifischen Raum. Organisiert vom Internationalen Institut für Strategische Studien in London, spannt sich der Bogen der Teilnehmer von den USA bis Neuseeland, von Pakistan bis Indonesien, von Thailand bis Japan, es waren und sind auch Länder Europas dabei und normalerweise Russland.
Am Wochenende hatte Chinas neuer Verteidigungsminister, Li Shangfu (65), seinen ersten Auftritt dort. Er amtiert seit März. Der General, der aus dem Raumfahrtbereich kommt und zeitweise die zentrale Abteilung für Waffenentwicklung leitete, bewies sich bei seiner Rede am Sonntag sogleich als Hardliner: So warnte er vor der Schaffung „Nato-ähnlicher Bündnisse“ im indopazifischen Raum. Auf diese Art würden dortige Länder von weiter entfernten politisch „entführt“, „kleine Cliquen“ kreiert und Konfrontationen geschürt, die leicht eskalieren könnten.
Shangfu spielte damit auf die 2021 gegründete Aukus-Allianz (Australien, Großbritannien, USA) an, von der aus es auch schon Kontakte mit Kanada, Japan und Indien gibt, zudem auf die geplante Eröffnung einer Nato-Botschaft in Japan und den Versuch des Westens, kleine pazifische Inselstaaten an sich zu binden und China zu entziehen.