Spiel im Spiel mit Juden und Nazis

Ein Schauspieler? Ein Schauspieler, der einen Schauspieler spielt? Es könnte Pablo Seijo sein.
Ein Schauspieler? Ein Schauspieler, der einen Schauspieler spielt? Es könnte Pablo Seijo sein.Nurith Wagner Strauss
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Wiener Festwochen. Die Weltpremiere von „La Obra“ fasziniert: Mariano Pensotti und Grupo Marea packen ein halbes Dutzend Leben in ein Stück über Opfer und Täter.

Auf der Bühne des Jugendstiltheaters am Steinhof ist eine Kulisse aufgebaut, der man ihr hohes Alter ansieht; ein Halbrund aus Holz, das, wenn es sich später um 180 Grad dreht, zur offenen Spielfläche wird, zur Kleinbühne auf einer Bühne sozusagen. Was am Wochenende als argentinische Weltpremiere bei den Wiener Festwochen geboten wurde, war aber komplexer als dieses leicht veränderbare Set: Die Grupo Marea agierte einfach raffiniert in „La Obra“ („Das Stück“) von Mariano Pensotti (Text und Regie). Laut Programm ist es ein „fiktionaler Dokumentar-Theaterabend“. Und das Spiel im Spiel im Spiel enttäuschte keineswegs. Im Laufe von 90 Minuten entstanden diverse Welten im Kopf, sie zwangen die Betrachter mehrfach, die Blickrichtung zu ändern. Die Wirklichkeit ist eben nur ein Konstrukt, wurde hier fantasievoll vermittelt.

Was bedeutet also jenes Halbrund? Es sei der Nachbau der Warschauer Wohnung des Juden Simon Frank, der vor den Nazis (die seine Familie im KZ ermordeten) nach Argentinien flüchtete. Dort habe er in Coronel Sivori, irgendwo in der Pampa, ein neues Leben begonnen – und auch damit, sein altes in einer Art großem Welttheater zu rekonstruieren. Nach und nach baute er auf einem Feld nicht nur seine Wohnung nach, sondern ein ganzes Stadtviertel Warschaus, lud die Bewohner seiner neuen Heimat ein, sich an diesem gigantomanischen Drama des Leids zu beteiligen. Jahrzehntelang.

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