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Saudis drosseln Ölproduktion: Ein „Whatever it takes“ auf Arabisch

Getty Images / Giuseppe Cacace
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Die Saudis drosseln erneut ihre Ölproduktion. Das Königreich will alles tun, um den Preis zu stabilisieren.

Ganze sieben Stunden hatte man geredet und geredet. Am Ende einigten sich die Mitglieder des Ölkartells Opec+ am Sonntag darauf, zusätzlich zu der bereits bestehenden Produktionskürzung auch im kommenden Jahr auf die Bremse steigen zu wollen. 1,4 Millionen Einheiten weniger oder rund 40,4 Millionen Barrel Öl täglich wird das Ölkartell nun ab 2024 aus dem Boden holen. So weit, so erwartbar.

Was für viele allerdings überraschend gekommen sein dürfte: Saudi-Arabien will im Juli freiwillig um eine Million Fass weniger Öl fördern, wie Abdulaziz bin Salman, der Energieminister des Königreichs, am Sonntag verlautbarte. Eine Maßnahme, die man nach Belieben verlängern könne. „Das ist ein saudischer Lutscher“, sagte Abdulaziz. „Wir wollen für ein bisschen Spannung sorgen. Und wir wollen nicht, dass die Leute versuchen vorherzusagen, was wir tun. Dieser Markt braucht Stabilisierung.“ Und dafür werde man alles tun, was notwendig ist. Das Königreich nimmt damit auch in Kauf, dass es künftig so wenig Öl (unter neun Millionen Barrel täglich) produziert wie seit Jahren nicht.

Zu „niedriger“ Ölpreis

Der Grund dafür: Der Ölpreis ist in den vergangenen zwölf Monaten von rund 120 Dollar auf inzwischen rund 70 Dollar abgesackt. Der Krieg in der Ukraine hatte den Markt in helle Aufregung versetzt und die Preise nach oben schießen lassen. Inzwischen hat sich die Lage aber entspannt – nach Ansicht der 23 Kartellmitglieder aber offenbar zu sehr. Denn mit einer drohenden Konjunkturabkühlung und einem Wirtschaftswachstum von maximal drei Prozent in diesem Jahr (laut Internationalem Währungsfonds) sinkt auch die globale Nachfrage nach Öl. Der Preis des schwarzen Goldes lässt sich aber in der Regel nur stützen, wenn auch das Angebot reduziert wird. Für die Verbraucher ist das freilich nicht unbedingt erfreulich, die Ölstaaten brauchen jedoch ein gewisses Preisniveau, um einen ausgeglichenen Haushalt darstellen zu können.

Für Saudi-Arabien liegt dieser Wert bei einem Ölpreis von rund 80 Dollar. Das Königreich hat zwar grundsätzlich viel Geld, doch braucht der Wüstenstaat auch viel davon, um seine Transformation finanzieren zu können, denn die Abkehr von fossilen Energieträgern ist langwierig. Noch hat man aber das Heft in der Hand – und weiß seine Macht auch zu nutzen. Zudem befindet man sich, dank reicher Ölvorkommen, in einer komfortablen Position: Die Saudis haben ausreichend freie Kapazitäten und Speicher, um die Produktion problemlos zu senken oder hochzufahren – in der Allianz der Opec ist das praktisch ein Alleinstellungsmerkmal.

Ganz allgemein ist Produktionskürzung der Opec-plus-Staaten „eher eine Absicherung nach unten als eine Triebfeder für eine nachhaltige Rallye“, analysiert Vivek Dhar von der Commonwealth Bank of Australia. Dennoch half der Entschluss den Preisen am Montag. Die US-Ölsorte WTI verteuerte sich zeitweise um fast fünf Prozent auf rund 75 Dollar. Die Nordseesorte Brent notierte ebenfalls fester bei rund 76 Dollar.

Zentralbanken im Fokus

Der russische Energieminister, Alexander Nowak, ist jedenfalls der Ansicht, dass sich der Ölmarkt derzeit mehr oder weniger in einer Balance befindet. Doch beobachte man die Zinsentscheidungen der wichtigen Notenbanken genau. Denn sie können nicht nur Auswirkungen auf die Konsumnachfrage, sondern auch auf Investitionen – und damit die Entwicklung des Ölpreises haben. Der Beginn der Sitzung am Sonntag hatte sich zunächst mehrere Stunden verzögert, weil es Diskussionen über die Förderquoten der afrikanischen Opec-Länder gab. Einige Mitglieder sind derzeit nicht in der Lage, die festgelegten Produktionsziele zu erreichen. Stattdessen erhielten nun die Vereinigten Arabischen Emirate für 2024 eine höhere Förderquote.

Die Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) und ihrer Verbündeten (Opec+) hatte im April völlig überraschend eine zusätzliche Produktionskürzung ab Mai für den Rest des Jahres angekündigt. Zusätzlich teilte Moskau damals mit, seine bestehende restriktive Förderpolitik nicht wie geplant im Juni auslaufen zu lassen, sondern ab Juli fortzusetzen. Schon im Oktober 2022 hatte die Allianz die Förderung um zwei Millionen Barrel pro Tag reduziert. Die Kartellmitglieder haben einen Marktanteil von etwa 40 Prozent.

Reportern der Agenturen Reuters und Bloomberg sowie der Zeitung „Wall Street Journal“ zufolge wurde die Akkreditierung zum Opec-Treffen verweigert. Einige Journalistenverbände legten deshalb in der Vorwoche Protest ein.

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