Pizzicato

Simonischek, Adieu eines Schelms

Nichts ist älter als die Zeitung von gestern: So lautet ein Bonmot über die Schnelllebigkeit der Zeit und des Nachrichtenbetriebs, das im Turbo-Twitter-Modus rotiert und mitunter über- und durchdreht.

Die Kür des neuen SPÖ-Bosses in Linz und die monatelangen Turbulenzen zuvor – verweht wie Flugsand und in einer Volte 48 Stunden später auf den Kopf gestellt; Joe Bidens Stolperer auf einem Podium in Colorado – eine Momentaufnahme mit möglichen politischen Nach- und Nebenwirkungen. Die Schlagzeilen der vergangenen Woche – Schall und Rauch.

Der Abgang des großen Darstellers Peter Simonischek von der Bühne des Lebens hat uns indessen innehalten lassen und ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. In Peter Schneebergers liebevollem ORF-Porträt „Orte der Kindheit“ führt Simonischek vor, wie er als Jugendlicher mit Freunden den „Woazbart“ des Maiskolbens entfernt hat, um daraus eine Zigarette zu wuzeln. Als Zigarettenpapier zweckentfremdete er bei dieser Demonstration die „Presse“, genauer das untere Drittel der Debattenseite: die Leserbriefe und das „Pizzicato“. Wir hoffen, dass er sie vorher auch gelesen hat.

Wofür eine Zeitung doch nützlich ist – nicht nur fürs Einwickeln von Glas, Porzellan oder Salat. Dazu sang Simonischek, der Schelm, das Gstanzl vom „Steirischen Brauch“ und zwirbelte einen Schnurrbart. Ein heiteres Adieu aus der Oststeiermark. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2023)

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