Suleiman: Die graue Eminenz

Suleiman graue Eminenz soll
Suleiman graue Eminenz soll(c) AP (TARA TODRAS-WHITEHILL)
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Porträt. Vizepräsident Omar Suleiman gewann den Kampf gegen islamistische Terrorgruppen und vermittelte zwischen Israelis und Palästinensern.

Es war eine Inszenierung von Loyalität bis zum Untergang: Leicht gebeugt standen sich der greise Hosni Mubarak und sein engster Getreuer Omar Suleiman gegenüber. Mit erhobener Rechter schwor der alte, glatzköpfige Geheimdienstgeneral, „dem Volk zu dienen und Schaden von ihm abzuwenden“ – und dann hatte Ägypten erstmals seit 30 Jahren einen Vizepräsidenten. Mit seiner Hilfe hoffte Mubarak, die Revolte niederschlagen zu können. Die Antwort der Demonstranten ließ nicht auf sich warten: „Weder Mubarak noch Suleiman, wir haben die US-Marionetten satt.“ Am Ende trat der Präsident abe3r doch zurück und die künftige Rolle von Vizepräsident Suleiman war unklar.

In besseren Tagen des Regimes hatte Suleiman als starker Mann hinter den Kulissen gegolten. Erst vor fünf Jahren ließ sich der 74-Jährige erstmals öffentlich fotografieren. International einen Namen machte er sich als Vermittler zwischen Israelis und Palästinensern. Keiner hat mehr Waffenpausen zwischen beiden Seiten vermittelt, zuletzt 2008.

Geboren wurde Suleiman 1936 in eine wohlhabende Familie in Oberägypten. Im Aussehen ähnelt er dem ermordeten Präsident Anwar Sadat – eine schlanke, große Erscheinung mit scharf geschnittenen Gesichtszügen. Seine Heimatstadt Qena liegt in einer der ärmsten Regionen des Landes und zählt zu den frühen Hochburgen der Islamisten. Mit 19 ging er nach Kairo an die Militärakademie, in der Sowjetunion lernte er an der berühmten Offiziersschule Frunze die Finessen des Agentenlebens kennen.

1993 wurde Suleiman Chef des größten und effizientesten Geheimdienstes der arabischen Welt, der wegen seiner guten Beziehungen zu den USA auch als ägyptische Filiale der CIA gilt. Er war es, der nach den verheerenden Anschlägen auf Touristen in den Neunzigerjahren den Kampf gegen die Terrorgruppen gewann.

Seiner Umsicht hat es Suleiman zu verdanken, dass er als Geheimdienstchef schließlich in den Rang eines Ministers aufstieg. Als Mubarak 1995 zu einer Konferenz in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba reiste, bestand Suleiman darauf, dass der Präsident eine Panzerlimousine mitnahm. Das rettete Mubarak das Leben, als er auf der Autobahn vom Flughafen in die Innenstadt in einen Hinterhalt geriet. Die von den Islamisten abgefeuerten Kugeln blieben in der Panzerung stecken, ihr Raketenwerfer versagte. Jetzt sollte Omar Suleiman seinen Chef ein letztes Mal retten. Doch diesmal war es nicht eine Handvoll Terroristen, sondern das ganze ägyptische Volk, das ihm an den Kragen wollte. Am Ende waren es zu viele.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2011)

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