"Trockenes Auge" durch Stress und Medikamente

(c) Clemens Fabry
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Äußerst unangenehm und immer häufiger: das Augenleiden Sicca-Syndrom oder dysfunktionales Tränensyndrom genannt. Es wird von Betroffenen als außerordentlich unangenehm empfunden. Ein Buch klärt jetzt auf.

So, als hätte man Sand in den Augen – das „trockene Auge“, auch Sicca-Syndrom oder dysfunktionales Tränensyndrom genannt, wird von Betroffenen als außerordentlich unangenehm empfunden. Die Augen brennen, jucken, rinnen, man hat das Gefühl eines Fremdkörpers in den Augen. Zu diesen Symptomen kommt es, wenn durch eine veränderte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit die Tränenmenge reduziert und das Auge nicht mehr ausreichend befeuchtet wird. Bis heute ist es nicht gelungen, eine den menschlichen Tränen identische, künstliche Tränenflüssigkeit im Labor herzustellen.

Zwei Drittel sind Frauen

Die Zahl der Patienten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mittlerweile soll jeder zweite bis dritte Patient, der einen Augenarzt aufsucht, über Beschwerden im Sinne trockener Augen klagen, heißt es im gleichnamigen Buch „Trockenes Auge – Alles zum Sicca-Syndrom“. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen, der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 40. und 70.Lebensjahr. Bei Männern ist kein Altersgipfel bemerkbar. Die Gründe für das rasante Anwachsen an Beschwerden dürften vielfältig sein. Vor allem Lebens- und Umweltbedingungen sind ursächlich. Ein Grund für das Ansteigen der Probleme liegt einfach darin, dass die Bevölkerung immer älter wird und im Alter die Tränenproduktion abnimmt. Häufig sind diese Menschen auch von Krankheiten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Autoimmunerkrankungen oder hormonellen Problemen betroffen, welche ebenfalls das „trockene Auge“ auslösen können.

Neben dem Alter und den damit verbundenen Krankheiten gibt es eine Reihe weiterer Ursachen. So etwa die Umweltproblematik, die laut den Autoren Univ.-Prof. Dr. Andreas Wedrich, Univ.-Prof. Dr. Otto Schmut und Dieter Rabensteiner (alle Universitäts-Augenklinik Graz) ebenfalls schuld an „trockenen Augen“ sein könne. Die Verringerung der Ozonschicht führe zu mehr UV-Licht, und dies belaste den Tränenfilm und die Zellen der Augenoberfläche.

Das Problem ist aber auch hausgemacht: „Viele Medikamente können nachweislich für das Entstehen des Sicca-Syndroms verantwortlich sein“, so die Mediziner. Gemeint sind dabei Medikamente, die weitverbreitet sind: Manche Antibaby-Pillen, Psychopharmaka, Analgetika, Antihistaminika etc. Selbst Augentropfen zur Behandlung anderer Augenerkrankungen zählen zu den Verursachern. Die Autoren warnen auch vor unkritischem Einsatz mancher Hausmittel. So könne etwa Kamillentee direkt beim Auge Auslöser schwerster allergischer Reaktionen sein und auch zur Entwicklung eines „trockenen Auges“ beitragen.

Computer trocknet Auge aus

Auch die modernen Arbeitsbedingungen und die Freizeitgestaltung tragen zur Verbreitung der Probleme bei: Langes Starren auf den Bildschirm, sei es bei der Computerarbeit oder bei diversen Spielen, führt zur Austrocknung der Augen, da man auf das Blinzeln „vergisst.“

Es gilt inzwischen als gesichert, dass auch Anspannung, Stress, Angst und Depressionen zum Entstehen des Krankheitsbildes beitragen beziehungsweise dieses erschweren. Da die Entstehung des „trockenen Auges“ vielfältige Ursachen haben kann, gestaltet sich die Therapie oft komplex. Therapien bringen meist „nur“ Linderung der Beschwerden und keine Heilung. Die Autoren beschreiben sowohl schulmedizinische Therapieformen als auch einige komplementäre Heilmethoden. Vor allem die aus Indien stammende Naturheiltherapie Ayurveda wird genauer beschrieben, da sie in der Universitäts-Augenklinik Graz mittlerweile routinemäßig eingesetzt wird.

Die Autoren beantworten auch häufig gestellte Fragen. Eine davon: Kann ich als Betroffener Kontaktlinsen tragen? Die sinngemäße Antwort: Das Tragen von Kontaktlinsen sei zwar schwierig, aber möglich. Eine gute Beratung durch einen Kontaktlinsenspezialisten, der Kauf der passenden Linsen und regelmäßige Kontrolle seien Voraussetzungen, dass es zu keinen Problemen kommt. (th)

„Trockenes Auge. Alles zum Sicca-Syndrom“, Verlagshaus der Ärzte, 176 Seiten, 14,90 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2011)

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