Industriellen-Generalsekretär Beyrer ist neuer ÖIAG-Chef

Markus Beyrer
Markus Beyrer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Markus Beyrer hat den Dreikampf mit Ex-Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic und Noch-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer für sich entschieden.

Die Entscheidung war letztlich gar nicht so leicht, obwohl von den angeblich rund 40 Interessenten für den Job des ÖIAG-Chefs nur eine Handvoll ernst zu nehmende Kandidaten übrig geblieben waren. Markus Beyrer gehörte dazu – und die Wahl des ÖIAG-Aufsichtsrats fiel am Dienstag auch auf den bisherigen Generalsekretär der Industriellenvereinigung.

Nach nur einer Woche Kandidaten-Hearings und Beratungen spitzte sich das Match um einen der höchstdotierten Posten in der staatsnahen Wirtschaft auf Beyrer, den ehemaligen Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic und Noch-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer zu.

Pröll-Unterstützung für Beyrer

Beyrer, der sich der Unterstützung von Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) sicher sein konnte (die Staatsholding gehört in sein Ressort) wurde offenbar der Vorzug gegeben vor einem Manager mit Konzernerfahrung.

Beyrer, seit 2004 Generalsekretär der Industriellenvereinigung, folgt Peter Michaelis nach, der seit Ende 2001 an der Spitze der Staatsholding stand. Beyrer tritt seinen neuen Job am 1. Juli an, sein Vertrag läuft bis 30. Juni 2014. Die ÖIAG verwaltet die verbliebenen staatlichen Beteiligungen an den börsenotierten Konzernen OMV (31,5 Prozent), Telekom Austria (28,4 Prozent) und Post (52,8 Prozent). Als 100-prozentige Tochter hat die Staatsholding seit dem Bankenrettungspaket die Fimbag (Banken-ÖIAG), die die Staatshilfen an die Großbanken verwaltet.

"Intellektuell hochstehender Stratege"

"Wir konnten mit Markus Beyrer einen hervorragenden Manager gewinnen, der einen überzeugenden beruflichen Werdegang vorweist. Er ist ein breit geschätzter, intellektuell hochstehender Stratege und Verhandler, dem der Umgang mit der Österreichischen Industrie und deren Managern an der Schnittstelle zur Politik bestens vertraut ist", begründete Aufsichtsratspräsident Peter Mitterbauer den Aufsichtsrats-Beschluss. Mit der Bestellung von Beyrer habe der Aufsichtsrat einen Generationswechsel eingeleitet. Die Entlohnung des neuen ÖIAG-Chefs sei "noch nicht definitiv festgelegt, sagte Mitterbauer. Er werde aber auf jeden Fall weniger verdienen als sein Vorgänger Michaelis. Dessen Jahresgage von gut 700.000 Euro war einer der Hauptangriffspunkte gegen den scheidenden ÖIAG-Boss gewesen.

Beyrer selbst bezeichnet die Funktion des ÖIAG-Vorstands als eine der größten beruflichen Herausforderungen, denen man sich in Österreich stellen könne: "Ich sehe meine Bestellung als ein Angebot an alle, einen Neuanfang zu wagen und gemeinsam konstruktiv über eine positive Weiterentwicklung der ÖIAG nachzudenken."

SPÖ: Filiale der Industriellenvereinigung

Für VP-Finanzsprecher Günter Stummvoll hat der Aufsichtsrat der ÖIAG heute mit Beyrer "den richtigen Mann an die richtige Stelle" gewählt. Er bescheinigt dem neuen ÖIAG-Chef "beste Qualifikationen", der Aufsichtsrat habe eine gute Wahl getroffen.

"Überraschend ideenlos" war das Votum hingegen für SP-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder. Er sieht nur Partikularinteressen durchgesetzt. "Wenn die ÖIAG als Filiale der Industriellenvereinigung verstanden wird, hat man offenkundig aus den Fehlern des Systems Michaelis nicht viel gelernt", kritisierte Schieder. Als IV-Filiale habe die Staatsholding keine Bestandsberechtigung.

Lebenslauf: Markus Beyrer

Markus Beyrer, am 19. August 1965 in St. Pölten geboren, studierte Rechts- und Handelswissenschaften an der Universität Wien und der Wirtschaftsuniversität.

Seine Karriere begann er 1992 in der Industrie- und Handelspolitik in der Wirtschaftskammer. Von 1999 bis 2002 war er wirtschaftspolitischer Berater im Kabinett von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Von Mitte 2002 bis Mitte 2004 leitete er die Stabsabteilung Wirtschaftspolitik der Wirtschaftskammer Österreich, bevor er an die Industrie-Spitze zog.

Seit 16. August 2004 ist Beyrer Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Als Interessensvertreter sitzt er schon bisher in diversen Aufsichtsräten und Beiräten, unter anderem ist er Generalrat der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

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