OeNB: "Gewaltiges Risiko bei Fremdwährungskrediten"

OeNB governor Ewald Nowotny reacts as he briefs the media during a news conference in Vienna
OeNB governor Ewald Nowotny reacts as he briefs the media during a news conference in Vienna(c) Reuters (Herwig Prammer)
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Rund 54 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten sind in Österreich noch ausständig - davon 47 Milliarden in Schweizer Franken. Nationalbank-Chef Nowotny warnt.

Nationalbank-Chef und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny warnt vor dem "gewaltigen Risikopotenzial bei Fremdwährungskrediten". Rund 54 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten seien derzeit noch in Österreich ausständig, davon 47 Milliarden in Schweizer Franken, sagte er am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in Wien.

Grund für diese "eindeutige Fehlentwicklungen" waren Nowotny zufolge unter anderem zu "wenig kontrollierte Finanzberater" und der "exzessive Wettbewerb" zwischen den österreichischen Banken.

Fremdwährungskredit "österreichische Erfindung"

Die "österreichische Erfindung" des Fremdwährungskredits sei auch nach Mittel- und Osteuropa exportiert worden. Man werde aber von dieser "negativen Fehlentwicklung wegkommen", zeigte sich Nowotny zuversichtlich. Entsprechende Schritte wurden bereits gesetzt: Die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht haben im Vorjahr die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten verboten.

1999 waren Fremdwährungskredite an österreichische Privathaushalte und Unternehmen (Nichtbanken) im Umfang von 20 Milliarden Euro in Schweizer Franken ausständig. Damit haben sich die Franken-Fremdwährungskredite in Österreich innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt.

Franken-Kreditnehmer unter Druck

Österreichische Franken-Kreditnehmer stehen seit drei Jahren unter Druck. Der Euro hat zum Franken seit Sommer 2007 um mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Die (Buch-)Kreditschuld hat sich dementsprechend erhöht. Die Lage ist dennoch nicht aussichtslos. Schließlich sind die Währungsverluste nur auf dem Buch und noch nicht real.

Ein Beispiel: Für jene, die im Jahr 2000 einen Franken-Kredit im Wert von 100.000 Euro zu einem Euro-Franken-Kurs von 1,6 aufnahmen, hat sich die (Buch-)Kreditschuld auf fast 123.000 Euro erhöht. Im Vergleich zu einem Eurokredit ersparte man sich im Franken aber 16.700 Euro an Zinsen (Mehr dazu erfahren Sie in dem "Die Presse"-Artikel "Darlehen: Dem Franken-Dilemma entkommen"). Laut einer Berechnung der Erste Bank müsste der Euro-Franken-Kurs bei über 1,37 liegen, damit der Fremdwährungskredit bis jetzt günstiger gewesen wäre.

Ein Euro ist knapp 1,3 Franken wert

Derzeit ist ein Euro knapp 1,3 Franken wert. Für das laufende Jahr rechnen Experten aber damit, dass der Euro zum Franken weiter an Wert gewinnen könnte. Der Schweizer Franken sei derzeit eindeutig überbewertet, der „faire“ Euro-Franken-Kurs liege bei 1,40, berichtete "Die Presse" vor einer Woche.

"Außerdem gibt es beim Euro höhere Zinsen als beim Franken zu holen. Über die nächsten zwölf Monate sehen wir daher ein ordentliches Aufwärtspotenzial für den Euro", sagte Marcus Hettinger, Währungsanalyst der Schweizer Großbank Credit Suisse. Aufgrund der Schuldenkrise der Eurozone werde es jedoch während des Jahres stärkere Schwankungen geben.

(APA/Red.)

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